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Fußball-WM: Vuvuzela? Didgeridoo!

Rund tausend Australier leben in Berlin. Wo man sie heute beim Fußballgucken treffen kann

Beim Surfen an der Ostküste Australiens kam die Liebe. 1998 hatte Christopher Jones diese nette Deutsche aus Darmstadt während ihres Grafikdesignstipendiums Down Under zu ein paar Tagen ans Meer eingeladen. Heute, am großen WM-Sonntag mit dem deutschen Premierenspiel, feuern Sybille und Christopher Jones, inzwischen Eltern zweier kleiner Söhne und seit 2001 Wahlberliner, die Fußballteams ihrer beiden Heimatländer an. Wer gewinnt? „Australien ist ja bei der vergangenen WM unerwartet weit gekommen“, sagt der 34-Jährige aus Prenzlauer Berg, „aber uns ist schon klar, dass die Deutschen sehr, sehr stark sind.“

Jones gehört zu den mehr als tausend Australiern, die nach Angaben der australischen Botschaft in Berlin in die deutsche Hauptstadt umgezogen sind. Darunter sind zahlreiche Kreative: Schauspieler, Künstler, Musiker. „Viele wohnen wegen des Spirits in Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg“, sagt Onlinedesigner Jones. Außerdem sei es für Australier attraktiv, von Berlin aus „die vielen Länder Europas zu bereisen“.

Viele „Aussies“, die Berlin zu ihrer Heimat gemacht haben, werden sich heute auf Einladung der Botschaft in der Repräsentanz der Deutschen Telekom in Mitte treffen. Nach Auskunft von Botschaftssprecher Günter Schlothauer kommen geladene Vertreter der Bundesregierung, aber auch der australische Minister für Wissenschaft und Industrie, Senator Kim Carr, will dabei sein – er ist gerade zu offiziellen Gesprächen in Berlin. Christopher Jones nimmt auf jeden Fall seine australische Flagge mit zu der Feier – „die hisse ich sonst bei uns zu Hause, und meine Frau hängt dazu die deutsche Fahne aus dem Fenster“.

Eigentlich ist der europäische Fußball nicht gerade die Lieblingssportart der Australier. Als Commonwealth-Land sind Cricket und Rugby die Nationalsportarten. Und im Winter, sagt Jones, werde Fußball nach „Australian Rules“ gespielt, so eine Mischung aus American Football und Rugby. Es gibt sogar ein Team in Berlin, in dem Australier ihrer Sportart auch hier frönen, es heißt „Berlin Crocodiles“.

Möglicherweise werden einige Mitglieder der Mannschaft mit aufgepusteten Känguruplastiktieren im wiedereröffneten australischen Restaurant „Billabong“ an der Rungestraße 17 in Mitte zum Public Viewing gehen. Das Billabong hat eigentlich sonntags geschlossen, aber wegen der WM-Partie der deutschen Mannschaft gegen Australien macht Steffen van der Dunk das neu ausgestattete Restaurant ab etwa 18 Uhr extra auf. Das Billabong habe zwar Didgeridoos an der Wand und einen Tisch in Form eines Bumerangs, aber es besitze keine „Tex-Mex-Cocktailbar-Atmosphäre“, sondern sei teils auch im Kolonialstil ausgestattet. So kann man sich am Sonntag Schweinefilet im „Paper Back“ bestellen, da kommt das Fleisch in der Rinde des Eukalyptusbaums in den Ofen und wird mit Gewürzen der Ureinwohner verfeinert.

Ob im Billabong oder der Telekom-Repräsentanz: Natürlich hoffen alle Berliner Australier auf einen Sieg ihres Teams. Wenn nicht, sei das aber für die sportbegeisterten „Aussies“, die das Leben für gewöhnlich von der positiven Seite sehen und eher arbeiten, um zu leben, und nicht andersherum, auch kein Problem. Christopher Jones: „Wenn die Australier weiterkommen, jubele ich dem Team zu. Wenn die Deutschen ins Finale kommen, dann feuere ich natürlich die Mannschaft an.“

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