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Stadtleben: Gelungene Vorstellung

Seit 40 Jahren gibt es den Berliner Theaterclub Sein Chef lädt heute zur Feier ins Konzerthaus

Mit 1650 Gästen feiert heute der Berliner Theaterclub im Konzerthaus am Gendarmenmarkt sein 40. Jubiläum. Am 29. November 1967 hatte Otfried Laur ihn ins Vereinsregister eintragen lassen – um „alle Bevölkerungsschichten mit dem kulturellen Geschehen vertraut zu machen und sie für alle Bereiche des kulturellen Lebens zu gewinnen“. Privat formulierte der Manager und Konzertagent das immer drastischer – Leute „zwischen 35 und scheintot“ will er ins Theater führen.

Aktuell sind es 31 000 Theaterclub- Mitglieder, die Laurs Credo verwirklichen helfen: „Ein leerer Saal ist kein guter Saal“. Von dieser praktisch umgesetzten Theaterleidenschaft profitierten in der Vergangenheit alle West- und nach der Vereinigung auch die Ost-Berliner Bühnen. Dass Künstler wie Carmen-Maja Antoni vom Berliner Ensemble, Solisten vom Staatsballett, das gesamte Jedermann-Ensemble, Karl Dall, Hans-Jürgen Schatz und Max Raabe da heute Abend die große Jubiläumsshow mitgestalten, kann man mit Fug und Recht als Ausdruck der Dankbarkeit für 40 Jahre Einsatz für die Kunst werten.

Otfried Laur selbst will es heute als nimmermüder Streiter für volle Theater und gegen deren Schließungen mit seiner eigenen Festansprache kurz machen – schließlich soll auch der Regierende Bürgermeister noch zu Wort kommen – fest zugesagt habe Klaus Wowereit als einziger und oberster Ehrengast.

Ein paar Erinnerungen wird sich der Mann, der die Berliner seit über 40 Jahren in Schauspiel, Oper, Musical und Konzerte führt, aber sicher coram publico gönnen. „Von uns saßen täglich etwa 150 Theaterclubmitglieder allein im Schiller-Theater und um die 90 im Schlossparktheater“, erinnert sich der gelernte Kaufmann an die besten Zeiten und die unvergessliche Zusammenarbeit mit Theatergrößen wie Boleslaw Barlog, Boy Gobert oder Götz Friedrich.

Der nach der Wende erhoffte Mitgliederzustrom der Ost-Berliner blieb zunächst aus – „die hatten mit neuen Waschmaschinen, Fernsehern und Autos erstmals anderes im Sinn, als ihre gute D-Mark für Theaterbilletts auszugeben, die sie früher zwei Ost-Mark kosteten“, sagt Lauer rückblickend.

Die spätere Schließung des Metropol- Theaters an der Friedrichstraße hatte zur Folge, dass 10 000 Operettenfans den Theaterclub verließen. Ans Aufgeben dachte Otfried Laur dabei nie. Auch nicht jetzt als sozusagen Rentner. „Solange der liebe Gott mich lässt“, will der 65-Jährige die Berliner Theater füllen und überleben helfen und sich aktuell mit den Clubmitgliedern für drei Opernhäuser und die Ku’dammbühnen einsetzen. „Das Leben ist Disziplin und Rhythmus“, sagte er – dazu gehört für den Clubchef seit 40 Jahren auch der Urlaub in den immer gleichen Kärntner Bergen. Gegen einen Nachfolger hat er nichts – „wenn er so ist wie ich: verrückt und arbeitswütig.“ hema

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