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Berliner Hauptbahnhof ist Bahnhof des Jahres 2007

© ddp

Hauptbahnhof: Ein Lob der Sauberkeit

Der Hauptbahnhof wird heute als Bahnhof des Jahres ausgezeichnet. Doch der 1,2 Milliarden Euro teure Prestigebau hat nach wie vor seine Macken. Ist diese Ehrung verdient?

Er hat nach wie vor seine Macken – und ist trotzdem der „Bahnhof des Jahres“ 2008. Heute zeichnet die „Allianz pro Schiene“ den Ende Mai 2006 eröffneten Hauptbahnhof mit diesem Titel aus. Konkurrenten waren die Stationen in Aachen, Bremen, Gera und Leipzig. Die Allianz pro Schiene ist ein Bündnis von 16 Organisationen, die den Bahnverkehr fördern wollen – vom Auto Club Europa bis zum Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure. Die Bahn selbst bezeichnet ihren 1,2 Milliarden Euro teuren Prestigebau nach wie vor als den modernsten Bahnhof der Welt.

Zufrieden ist auch die Mehrzahl der Fahrgäste. Bei der Kundenzufriedenheit könne nur noch der Leipziger Hauptbahnhof mithalten, lobt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege. Zudem sei der Hauptbahnhof „unglaublich sauber“; es gebe keine Schmierereien und auch keine zerkratzten Scheiben, was auch auf die offene Bauweise zurückzuführen sei. Und der Bahnhof habe eine tolle Akustik, die Züge erzeugten kaum Lärm. Das verkürzte Glasdach und die umstrittene Flachdecke im Untergeschoss seien aus Kundensicht keine echten Ärgernisse.

Trotz der vielen, auf drei Etagen verteilten Geschäften, dominiere nie das Gefühl, in einem Einkaufszentrum zu sein. Zudem setze die Bahn „erfreulich viel“ Servicepersonal ein, begründet die Allianz pro Schiene die Auszeichnung zum Bahnhof des Jahres.

Der Titel solle aber auch Ansporn sein, Deutschlands Vorzeigebahnhof noch kundenfreundlicher zu machen. Ärgerlich seien die immer noch nur provisorisch angelegte Vorplätze, für die der Senat zuständig ist. Nach wie vor beklagen Taxifahrer die fast chaotischen Engpässe bei der Zufahrt vor allem auf dem nördlichen Europaplatz.

Noch fehle auch der direkte Anschluss an die Nord-Süd-S-Bahn. Hier prüfen, wie berichtet, die Bahn und der Senat immerhin, ob ein neuer Tunnel mit Anschluss im Norden an den Nordring und im Süden an den Potsdamer Platz gebaut werden kann. Bisher gibt es nur Pläne für eine Verbindung vom Nordring zum Hauptbahnhof. Auch der Anschluss ans Netz der U-Bahn und der Straßenbahn lässt noch Jahre auf sich warten.

„Unnötige Informationsdefizite“ gebe es auch beim Umsteigen zu den Bussen der BVG, bemängelt die Allianz. Am Ausgang zum südlichen Washingtonplatz sind die Hinweise auf die Bushaltesstelle der BVG am Friedrich-List-Ufer ganz verschwunden, am Europaplatz sind sie kaum zu sehen. Auf den Vorplätze müssen die Fahrgäste dann die Haltestellen der Busse suchen; sie befinden sich in gut hundert Metern Entfernung. Und nach wie vor hat die BVG am Bahnhof des Jahres für die wartenden Fahrgäste jeweils nur eine Wartehalle aufgestellt. Allerdings zeigen die von der Bahn angebrachten Stadtpläne im Bahnhofsinnern weiterhin die meisten dort haltenden Buslinien noch nicht an.

Doch die Allianz weiß: Kein Bahnhof ist perfekt, auch kein Bahnhof des Jahres. Der Hauptbahnhof beweist es.

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