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© dpa

Helge Schneider: Alle eingecremt

Helge Schneiders Tourneeauftakt ist ein Ritual. Thema war alles Mögliche – nur nicht die Tour.

Vor zwei Jahren sagte Helge Schneider auf seiner Tour-Pressekonferenz, er würde nur deswegen Pressekonferenzen geben, damit Fotografen irgendwas zu tun hätten. Im letzten Jahr tauchte er zur Pressekonferenz seines Programms „Wullewupp Kartoffelsupp“ auf, um dann bis zum Tourstart für Monate wieder aus Berlin zu verschwinden. Die Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag folgt diesem Schema. Helge Schneiders neue Tour „Komm, hier haste ’ne Mark“ beginnt Mitte Dezember in seiner Heimatstadt Mühlheim und gastiert ab Mitte März, also in knapp fünf Monaten, in Berlin. Das hielt die Journalisten nicht davon ab, in Scharen in den Admiralspalast zu kommen, um Fragen zum neuen Programm zu stellen. Die Pressekonferenz, sagt Schneider übrigens, finde deshalb so früh statt, weil er den ganzen November lang „hobbymäßig in Spanien“ sei.

Helge Schneider sitzt mit Blouson und Aktentasche, in der sich eine Zahnbürste („falls man mal eine braucht“) und eine Unterhose („auch falls man mal eine braucht“) befinden, tourmottogetreu in einem Haufen Schokoladengoldtaler und hält einen lebendigen Esel an einem Halfter, um dann zu sagen, er habe ein inniges Verhältnis zu Tieren, da er selber mal Würmer hatte. Andere Komiker hätten sich wahrscheinlich nicht getraut, diesen Schenkelklopfer zu bringen. Und Schneiders schiefes Grinsen, unter Schnauzbart und gerahmt von zotteligem Haar, verrät nicht, ob er diesen Witz vielleicht gerade deshalb macht. Das Undurchsichtige im Wechsel mit dem Altherrenhumor und dem Absurd-Schwadronierenden macht Helge Schneider ja so komisch. Die Fotografen rufen „Helge, Helge“ und Helge ruft „anwesend!“

Helge Schneider wird sehr ernst genommen. Journalisten fragen, wie er sich körperlich fit halte und Helge Schneider sagt ernst und ausschweifend, er würde zu Hause oft in den Keller rennen, um die Waschmaschine zu füllen oder zu entladen. Die Presse fragt, ob der Tourtitel auf die Finanzkrise Bezug nehmen würde und Helge Schneider sagt, nein, er würde auf die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach anspielen, die er demnächst zu vertonen gedenke.

Im Verlauf der Pressekonferenz wird Helge Schneider noch erzählen, dass er gemeinsam mit seiner Band Die Drops zur Tour eventuell eine Schnulze namens „Eingecremt“ singen wird, sowie den Agitationssong „Ackerfurchenaufstand“. Ansonsten könne er zum Programm wenig sagen, denn er würde eh fast alles improvisieren und das, was er sich heute ausdenkt, findet er morgen meist wieder langweilig. Wozu dann die Pressekonferenz unter dem riesigen Tournee-Ankündigungsplakat? Das weiß er eigentlich auch nicht.

Aber es spielt auch keine Rolle. Denn Helge Schneider wird wie immer einfach Helge Schneider sein. Bei den Konzerten im März so wie bei zukünftigen Pressekonferenzen. Das reicht aber schließlich auch.

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