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Jana Drews groß

© Thilo Rückeis

Jana Drews: Ein Mädchen für alle Fälle

Die Berlinerin Jana Drews betreibt das Modeln ernsthaft, sieht es aber nicht verbissen. Das könnte ein Grund für ihren Erfolg sein.

Steile Karrieren beginnen mitunter ziemlich unspektakulär. Bei Jana Drews fing alles mit einem Schnappschuss an, den ihre Schwester von ihr gemacht hatte. Mit diesem Foto in der einen, der Mutter an der anderen Hand stellte sie sich in einer Modelagentur vor. Eine Woche später folgte das erste Casting, in den nächsten Sommerferien saß sie bereits im Flieger nach Paris. 15 war sie damals.

Acht Jahre sind seither vergangen, die ehemalige Schöneberger Gymnasiastin ist heute ein gefragtes Model. Bei der Fashion Week wird man sie auf dem Laufsteg sehen, bereits im vergangenen Jahr lief sie da für Designer wie Unrath & Strano oder Sinemus. Gerade erst ist Jana aus der Türkei zurück, wo sie für die Produktion eines Katalogs vor der Kamera stand.

Sie sitzt in einem Café in Prenzlauer Berg, kaum geschminkt, die Haare offen. Der lange, feingliedrige Körper steckt in engen schwarzen Jeans und einem dunkelblauen Langarmshirt. Dies ist einer der wenigen Tage, an denen sie frei hat. Das Telefon ist trotzdem immer in Reichweite – jeden Augenblick könnte der Agent anrufen. „Eigentlich bin ich jemand, der seinen Alltag gerne plant“, sagt sie, „aber das kann ich mir als Model abschminken.“

Jana hat sich auch an die teils radikale Verwandlung gewöhnt, der sie sich für ihre Arbeitgeber unterwirft. In Paris lief sie auf der Haute-Couture-Show von Christian Dior, da verschwanden die zarten Züge ihres Gesichts hinter einem dicken Harlekin-Make-up. Auf den eigenen Geschmack muss man bei diesem Job verzichten können.

Wie lange sie noch als Model arbeiten kann, weiß Jana nicht. In einer Branche, in der nur von „Mädchen“ die Rede ist, gelten 23-Jährige fast schon als alt. Zumal die Konkurrenz mit den Jahren größer geworden ist und auch der Geschmack der Auftraggeber ständig variiert. Häufig sind nicht mehr klassische Schönheiten gefragt, sondern markante Typen. „Manchmal komme ich zu Castings, bei denen hunderte Bewerberinnen sind. In solchen Momenten frage ich mich, was ich da eigentlich noch soll.“

Wenn man sie so reden hört, hat man nicht den Eindruck, dass Modeln mit Glamour zu tun hat. Vielleicht ist Drews so erfolgreich, weil sie die Sache zwar ernsthaft, aber nicht verbissen angeht. Sie hat jedenfalls immer genügend Aufträge bekommen und auch schon für Ellen Unwerth und Steven Klein gearbeitet.

Bis vor kurzem lebte sie in New York. Für die Karriere war das gut, für das Privatleben nicht. Zu weit weg von Familie und Freunden, zu oft Heimweh. Deshalb zog sie wieder zurück nach Berlin. Bereut hat sie diese Entscheidung bislang nicht. Vor allem auch, weil ihre Heimatstadt modemäßig langsam aufholt. „Es passieren hier zahlreiche ernstzunehmende Sachen, bei denen echte Profis am Werk sind.“ Die Fashion Week ist eine davon. 

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