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Kampf gegen Armut: Ein starkes Team für Afrika

Bob Geldof ist in der Stadt. Sein Einsatz gegen Armut geht weiter – mit prominenter Verstärkung.

Wie übersetzt man das? „Broken promises cost lives“ steht auf dem Zettel. Michael Mittermeier fackelt nicht lange: „Gebrochene Versprechen töten Menschenleben.“ Schräg gegenüber schüttelt einer den Kopf. „Nur Menschen“, korrigiert Alfred Biolek, „nicht Menschenleben“. Bob Geldof schaut zufrieden.

Es ist eine höchst ungewöhnliche Runde, die sich da am Freitagnachmittag im Marriott Hotel am Potsdamer Platz im Hinterzimmer getroffen hat: Komiker Michael Mittermeier sitzt neben Schauspieler Jan Josef Liefers, der wiederum neben Anke Engelke. Und auf der anderen Seite des massiven Holztisches grübelt Schauspielerin Katja Riemann.

Es geht um Afrika. Bob Geldof, der Popstar und „Live-8“-Aktivist, hat sie alle eingeladen. Am Morgen ist er in Berlin gelandet. Gemeinsam wollen sie – drei Monate nach dem G8-Treffen in Heiligendamm – Druck machen, damit die Industrieländer ihre Hilfszusagen einhalten. Auch Deutschland. Dazu wollen sie einen offenen Brief schreiben, adressiert an alle Mitglieder von Bundesregierung und Bundestag. In zwei Wochen wird er veröffentlicht, kurz vor der Geberkonferenz des „Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria“ in Berlin. Höchste Zeit also, am genauen Wortlaut zu feilen.

Es gibt ein Grundgerüst in englischer Sprache, aber daran haben die Anwesenden einiges auszusetzen. Den Satz „Sie müssen endlich Nägel mit Köpfen machen“ will Michael Mittermeier aus dem Aufruf streichen. „Der ist zu banal.“ – „Bloß keine Floskeln“, stimmt Jan Josef Liefers zu. Die Formulierung „Wir werden es nicht hinnehmen“ ist Mittermeier nicht kräftig genug, die habe etwas „hilfloses“, sagt er. So konzentriert und ernst hat man Mittermeier noch nie gesehen, jedenfalls nicht im Fernsehen.

Man merkt: Jeder am Tisch weiß, wovon er spricht. Weil sich jeder auf seine Art seit Jahren für Afrika engagiert. Katja Riemann ist Unicef-Botschafterin. Anke Engelke kämpft mit der Hilfsorganisation „Action Medeor“ gegen Malaria, war erst im Frühjahr in Tansania unterwegs. Alfred Biolek hat eine eigene Stiftung für Afrika gegründet, die seinen Namen trägt. Der offene Brief ist nur ein Anfang, sagt Michael Mittermeier. Er ist mit Geldof befreundet, hat vor zwei Jahren dessen „Live-8“-Konzert auf der Straße des 17. Juni moderiert. Eine knappe Stunde sitzen sie an dem Text, dann muss Geldof los. Rüber ins Entwicklungsministerium, zum Vier-Augen-Gespräch mit der Ministerin. Und abends bekommt Geldof in Potsdam den Medienpreis „M100“ überreicht, für sein jahrzehntelanges Engagement.

Der Sänger hat noch ein anderes Blatt Papier mitgebracht, mit Balkendiagrammen drauf. Das legt er in die Mitte und alle beugen sich vor. Es zeigt, wie viel Entwicklungshilfe die Industrienationen gemessen an ihrer Wirtschaftskraft ausgeben. „Schweden ist ganz vorne“, zeigt Geldof. Und die USA als größte Industrienation liegt fast ganz am unteren Ende. Deutschland ist im unteren Mittelfeld. „Aber immerhin weiter vorn als die USA“, wirft Biolek ein, deutlich ironisch. „Ach Alfred“, ruft Mittermeier. Jetzt grinst er doch noch wie im Fernsehen.

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