zum Hauptinhalt
Karnevals der Kulturen in Berlin

© ddp

Karneval der Kulturen: Einmal um die ganze Welt getanzt

Die Sonne strahlte – und die Stadt war auf den Beinen: Der bunte Umzug durch Kreuzberg gilt als Höhepunkt des Karnevals. Rund 850.000 Zuschauer säumten bei bestem Wetter am Sonntag die Straßen.

Manches war anders als im Vorjahr beim Karneval der Kulturen: Ein ganzes Wochenende lang brannte die Sonne auf Kreuzberg. Kein Regen, kein Sturm trübte die Feierlaune. Kein Wunder, dass die Veranstalter von der „Werkstatt der Kulturen“ allein für den Umzug am Sonntag von 850 000 Besuchern ausgehen – 250 000 mehr als 2007. Samt Straßenfest und Kinderkarneval sollen 1,5 Millionen Menschen gekommen sein.

Los ging es allerdings so wie immer seit 1997: An der Spitze des Zuges bogen „Afoxé Loni“ um 12.30 Uhr vom Hermannplatz in die Straße Hasenheide ein. Mehr als 4500 Teilnehmer aus etwa 80 Nationen folgten der bewährten Spitze des Zugs. Der brasilianische Tanz der Gruppe um Zeremonienmeister Murah Soares dient symbolisch dazu, den Ort vom Einfluss böser Geister zu reinigen. Hat geklappt: „Der Zug verlief friedlich und reibungslos“, sagte Nadja Mau vom Organisationsteam. Gemäß Zeitplan kam die letzte der 101 Gruppen gegen 21.30 Uhr im Ziel an der Yorckstraße an.

Aus dem vielfarbigen und fröhlichen Karnevalsallerlei ist nur schwer herauszuragen. Stelzen eignen sich dazu bestens. Vor allem, wenn man sie wie die chilenische „Dulce Compania“ mit schillernden Kostümen kombiniert. Die Tänzer schwangen ein Schlangenzepter, verbargen ihr Antlitz hinter einer Pferdemaske oder stellten wie die „Madonna“ eine goldbemalte blanke Brust zur Schau.

Auch die Gruppe „Via Sudetica“ aus dem schlesischen Boleslawiec stach hervor. Die 100 Mitglieder rieben sich mit hellem Lehm ein, dem Grundstoff für Bunzlauer Keramik. So viel Weißgrau im Farbenmeer fiel dann doch auf.

Den „Kidz 44“ gelang das schon wegen der Lautstärke, in der die Gute-Laune-Musik aus ihren Boxen dröhnte. Eine gefühlte halbe Stunde am Stück erschallte „La Bamba“. Dem konnten sich auch die Anwohner der Hasenheide nicht entziehen, die auf ihren Balkonen beglückt schunkelten. Polizist Bernd Lenz pfiff dazu auf dem Beifahrersitz des Wagens, den die Beamten der Wache im Rollbergkiez zum Umzug beisteuerten. Auf dem Dach spritzten derweil Schüler der Kurt-Löwenstein-Hauptschule Wasser auf die Zuschauer am Wegesrand. Polizei und Schüler zeigten mit dem gemeinsamen Wagen, dass sie in der Gewaltprävention eng zusammenarbeiten. „Ich tanze oft alleine in meinem Zimmer“, meinte eine Schülerin und freute sich, ihr Können so vielen Menschen zu zeigen.

Alleine 15 Formationen registrierten die Veranstalter explizit als Jugendgruppen. Darunter das Narrenschiff mit dem gelbköpfigen Vogel des Zentrums an der Schlesischen Straße 27 am Bug. Jugendliche aus Brandenburg, Frankreich und der Türkei rasselten entweder als Matrosen mit ihren Säbeln oder ließen in grellen Kostümen und mit wilden Verrenkungen den Verrückten in sich heraus. „Der steckt in jedem“, so Seefrau Maude Vital.

Randale gab’s jedoch nach den ausgelassenen Karnevalsfeiern. Im Viktoriapark hatten sich rund 100 Menschen versammelt und Alkohol getrunken. Die Stimmung soll nach Polizeiangaben aggressiv gewesen sein. Als Polizisten die Versammlung auflösen wollten, wurden sie mit Flaschen und Steinen beworfen. Verletzt wurde niemand.

Zur Startseite