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Karnevalist seit 2002: Barbesitzer Nomi vom Bengalischen Kulturforum.

© Mike Wolff

Karneval der Kulturen: Mit bengalischem Feuer

Der 15. Karneval der Kulturen hat begonnen. Beim Umzug am Sonntag feiern manche doppelt.

Für Khaled Noman wird es ein doppeltes Fest. Wenn der 56-Jährige am Sonntag auf Wagen Nummer zehn durch Kreuzbergs Straßen fährt, feiert seine Gruppe nicht nur den Karneval der Kulturen, sondern auch das bengalische Neujahrsfest. Obwohl das schon am 14. April begangen wurde. „Aber wir wollen zeigen, wie bunt dieses Fest bei uns ist“, sagt Khaled Noman, der aus Bangladesch stammt. Er organisiert die Teilnahme des Bengalischen Kulturforums, das seit 2002 beim Karneval dabei ist.

Eigentlich will der Organisator lieber Nomi genannt werden, weil das bengalischer klingt. Denn die festlichen Kostüme, die zu den beliebtesten Motiven des Karnevals gehörten, können nicht über die politischen Spannungen in dieser Region hinwegtäuschen. Die ehemalige britische Kolonie Bengalen ist 1947 in einen östlichen und einen westlichen Teil gespalten worden: in das indische West- und das pakistanische Ost-Bengalen, aus dem später die unabhängige Republik Bangladesch wurde. „Die Teilung war ein großer Fehler“, sagt Nomi, der vor 25 Jahren nach Berlin kam. Hier wollte er neu anfangen, nachdem er in seiner Heimat inhaftiert worden war, weil er gegen die Regierung protestiert hatte. „Damals habe ich alle meine Illusionen verloren.“ Nomi betreibt in Schöneberg eine Bar, das „Kuckucksei“. Dort hängen auch Che Guevara und Karl Marx an den Wänden.

In Berlin kann Nomi sozusagen ein ganzer Bengale sein und sich auf die starke politische und literarische Tradition der früher einmal ungeteilten Region stützen – die auch schon Literaturnobelpreisträger hervorgebracht hat. Bengalen ist religiös geteilt: In Bangladesch leben vor allem Moslems, im indischen Westbengalen überwiegend Hindus. „Hier in Berlin“, sagt Nomi, „ist das Bengalische Kulturforum offen für alle. Wir treffen uns jede Woche in einem kleinen Raum in Wedding.“

Genug Teilnehmer für den Karneval zu organisieren, sei allerdings gar nicht so leicht, obwohl in Berlin rund 800 Menschen aus West-Bengalen und Bangladesch leben. „Nur 15 bis 20 der Umzugsteilnehmer kommen aus Berlin“, sagt Nomi. Aber man sei gut vernetzt – weshalb 15 weitere Teilnehmer aus Hannover, Mainz und Bonn anreisen würden, um sich für die Besucher in Saris zu hüllen. Richtig viel Zeit für die Proben haben sie allerdings nicht – die meisten arbeiten bis spät in die Nacht in Restaurants. Die Teilnahme finanziert der Verein durch zurückgelegte Mitgliederbeiträge, die niedrigen Mieten in Wedding machen das möglich. Auch die Musik vereint am Sonntag übrigens die geteilte Region: Getanzt wird zu musikalischen Bollywood-Imitationen aus Bangladesch.

Malvika Tegta

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