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Kino: Die Besten kommen zum Schluss

In den Wochen vor dem Fest häufen sich die Filmpremieren, von „Lila Lila“ über „Dinosaurier“ und „Albert Schweitzer“ bis zu „13 Semester“

Es ist ein Irrtum, dass der rote Teppich immer rot sein muss. Ähnlich wie der Name „Tempo“ längst zum Synonym für Papiertaschentücher geworden ist, muss auch die Bindung zwischen einer zum Repräsentationszwecken entrollten Auslegware und ihrer Färbung als fließend gelten. Das ist in Berlin, Deutschlands unbestrittener Premierenhauptstadt, längst bewiesen: Für Andreas Dresens „Wolke 9“ wurde im Kino International lilafarbener Teppich geordert. Es ging um Liebe im Alter, möglich, dass eine schwer durchschaubare Farbsymbolik im Spiel war.

Diese Gedanken muss man sich bei „Lila Lila“ nicht machen. Die Farbe des Premierenteppichs, der am Dienstag nächster Woche vor dem Kino in der Kulturbrauerei ausliegt, wird auch lila sein, alles andere würde überraschen. „Lila Lila“ – das war ein erfolgreicher, bei Diogenes erschienener Roman von Martin Suter. Es war zugleich der Titel des Erstlingsromans des aus dem Nichts in die Charts gestürmten Jungautors David Kern, Suters tragikomischer Hauptfigur. Allerdings: Geschrieben hat Kern ihn nicht.

Die ideale Rolle für Daniel Brühl, jeder andere in dieser Rolle hätte ebenso überrascht wie ein roter Teppich auf der Premiere. Mit Filmfreundin Hannah Herzsprung, Gegenspieler Henry Hübchen, Regisseur Alain Gsponer, Sänger Sasha und natürlich Autor Martin Suter ist Brühl Stargast bei der deutschen Premiere der romantischen Komödie in der Kulturbrauerei. Gefeiert wird mit 600 Gästen, angesichts des Beifalls, den der Film bei der Eröffnung des Zurich-Film-Festivals fand, verspricht man sich viel.

Es ist nur eine Premiere von vielen in diesen Wochen. Ja, man hat den Eindruck, als ginge es um den Endspurt im Premierenzirkus des sich neigenden Jahres. Daniel Brühl ist sogar zweimal dabei, wird am Mittwochabend, einen Tag nach „Lila Lila“, gleich wieder als Premierenstar auftreten, wenngleich er diesmal schon altersbedingt keine Zentralfigur spielt, sondern einen jungen skrupellosen Banker, der der alten Dame Lena Braake (Eva Maria Hagen) das Häuschen abgeluchst hat. Aber keine Sorgen, das Imperium der Senioren schlägt zurück wie 1975 in „Lina Braake“ von Bernhard Sinkel, der zur Grundlage wurde für Leander Haußmanns Graue-Panther-Komödie „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“. Zur Premiere werden neben Haußmann, Brühl und Hagen als Beteiligte auch Walter Giller, Nadja Tiller, Edzard Haußmann und Tom Gerhardt erwartet.

Begonnen hatte der Premierenreigen am selben Ort bereits an diesem Dienstag mit „Das Orangenmädchen“, der Verfilmung des Bestsellers von Jostein Gaarder, der ebenfalls anwesend war. An diesem Freitag geht es im Cinema Paris mit „Séraphine“ weiter, dem biografischen Film über die naive Malerin Séraphine Louis, die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Paris bei dem deutschen Kunstsammler Wilhelm Uhde Haushälterin war und von ihm entdeckt wurde. Der Film war in Frankreich ungemein erfolgreich, präsentiert wird er in Berlin von Hauptdarstellerin Yolande Moreau, die den César 2009 als Beste Hauptdarstellerin erhielt und auch für den Europäischen Filmpreis nominiert ist.

Am Montag stehen dann sogar zwei Premieren gleichzeitig an: Wiederum in der Kulturbrauerei, diesmal mit rotem Teppich, lässt sich später am Abend das Team der Studentenkomödie „13 Semester“ feiern, vorneweg Regisseur Frieder Wittich, Autor Oliver Ziegenbalg und Produzent Jakob Claussen, begleitet von den Schauspielern Max Riemelt, Robert Gwisdek, Claudia Eisinger, Maria Vogt, Pheline Roggan und Dieter Mann. Im Mittelpunkt stehen zwei Freunde, die sehr gegensätzliche Modelle studentischen Lebens darstellen: den Streber und den Bummelanten. Wer will, kann den Film als Kommentar zur Hochschulkrise ansehen, zwingend ist das kaum.

Sehr philanthropisch geht es etwas früher am Abend im Kino International zu, bei „Albert Schweitzer – ein Leben für Afrika“. Zur Welturaufführung erwartet werden Hauptdarsteller Jeroen Krabbé und seine Co-Stars Jeanette Hain, Eleonore Weisgerber, Jennifer Ulrich und Hans-Werner Meyer, dazu Regisseur Gavin Millar. Der Starttermin des Films wird der christlich fundierten Nächstenliebe des Titelhelden vollauf gerecht: Heiligabend!

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