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Kino: Zerbrechlich wie Romy

Nach langem Zögern wird das Leben der Schauspielerin verfilmt - mit Yvonne Catterfeld in der Hauptrolle.

Der Mythos Romy sei unantastbar, sie auf die Leinwand zu kopieren ein „Sakrileg“. Deshalb, finden die Produzenten, soll die Verfilmung ihres Lebens auch „Eine Frau wie Romy“ heißen – die Betonung liegt auf „wie“. Gestern wurde das Geheimnis um die Besetzung der Hauptrolle gelüftet: die 28-jährige Sängerin und Schauspielerin Yvonne Catterfeld ist die Auserwählte.

Ausschnitte von den Probeaufnahmen machen es leichter nachvollziehbar, weshalb die Wahl auf den ehemaligen Star aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ fiel. Überzeugend stellt Catterfeld die Unschuld und Zerbrechlichkeit der Filmlegende dar, samt bayerisch-wienerischem Dialekt und akzentfreiem Französisch. Romys letzter Ehemann, Daniel Biasini, soll von den Probeaufnahmen eine Gänsehaut bekommen haben.Die gemeinsame Tochter Sarah, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist, hatte die Rolle abgelehnt. Sie versucht bereits ein Leben lang, aus dem Schatten ihrer berühmten Mutter zu treten und sich von „Romy“ zu emanzipieren, so wie diese einst von „Sissi“.

Dass es ein Vierteljahrhundert gedauert hat, um das Leben Romy Schneiders auf die Leinwand zu bringen, lag an den Persönlichkeitsrechten. Seitdem der Entschluss gefasst wurde, sind drei Jahre vergangen. Schließlich ist das Projekt eine heikle Angelegenheit: für die Franzosen ist Romy ein französisches Phänomen, hierzulande wird sie als tragische deutsche Schauspielerin wahrgenommen. Also musste ein Skript entwickelt werden, das beiden Seiten gerecht wird – und das entsprechende Gesicht für die Titelrolle der deutsch-französischen Koproduktion gefunden werden. Für Regisseur Josef Rusnak ist der Film ein „Herzensprojekt“, für Catterfeld ist es eine „Lebensaufgabe“. Sie wolle keinen Mythos zerstören, sagt sie und wirkt im schwarzen Rollkragenpullover und mit hochgesteckten, inzwischen braunen Haaren schon so fragil wie ihr Idol.

„Wir haben keine Mühen gescheut und in halb Europa gecastet“, sagen Raymond Danon und Douglas Welbat, die Produzenten des 23 Millionen Euro teuren Filmprojekts. Der Franzose Danon, langjähriger Freund Romys (er machte sie mit Biasini bekannt), drehte acht Filme mit ihr, darunter auch ihren letzten („Die Spaziergängerin von Sans-Souci“) sowie Claude Sautets „Die Dinge des Lebens“. Welbet produzierte zuletzt die „7 Zwerge“-Filme mit Otto Waalkes. Er versichert, dass das Filmteam es niemals wagen würde, eine Sautet-Szene nachzustellen.

Im Juli beginnen die Dreharbeiten, unter anderem in Berlin, Paris, Berchtesgaden und Südfrankreich. Der Film soll das gesamte Leben der Schauspielerin umfassen, so Rusnak, angefangen bei Romys Kindheit und der „gnadenlosen Idylle“, in der sie während des Zweiten Weltkrieges lebte, über die „Sissi“-Filme der fünfziger Jahre, Romys Aufbruch in die Selbstständigkeit und die Zeit in Paris bis hin zu ihrem Tod 1982. Doch warum stirbt eine Frau mit 43 Jahren an Erschöpfung? „Romy hat ihr ganzes Leben nach dem verlorenen Paradies gesucht“, erklärt Welbet. „Sie ist am Leben gestorben.“ Im Herbst 2009 wird Romy auf der Leinwand wiederauferstehen.

Laura Wieland

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