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Stadtleben: Kontaktbörse für Diplomaten

Gisela von der Planitz ist Präsidentin des Clubs „Willkommen in Berlin“ Sie hilft Angehörigen von Botschaftern, in der Fremde Fuß zu fassen

Was macht man denn, wenn man als junge Mutter in Helsinki sitzt, spät am Abend, das Kind ist krank und die Landessprache ein Buch mit sieben Siegeln? Gisela von der Planitz hatte Glück. Durch einen Diplomatenclub, der Angehörigen weiterhilft, hatte sie rasch eine Freundin gefunden, nachdem ihr im Auswärtigen Dienst tätiger Mann an die dortige Botschaft versetzt worden war. Die half ihr schnell und unkompliziert mit einer Telefonnummer, die zu einem guten Arzt mit Fremdsprachenkenntnissen führte.

Die Präsidentin des Clubs „Willkommen in Berlin“ (Wib) kann sich in die alltäglichen Sorgen der Partner von Diplomaten einfühlen, weil sie viele davon selber durchlebt hat. Sie weiß, wie wichtig es ist, rasch Netzwerke zu finden. Wer alle vier Jahre in ein anderes Land ziehen und sich immer neu zurechtfinden muss, hat nicht viel Zeit zum Suchen.

Der Club ist beim Auswärtigen Amt angesiedelt. Ihr Ehemann, Botschafter a. D. Bernhard von der Planitz, war auch Protokollchef beim Auswärtigen Amt und damit zuständig für die Organisation von Staatsbesuchen. Ehrenamtlich immer dabei: Ehefrau Gisela von der Planitz, obwohl beide verschiedene Programme hatten. Sie begleitete das Damenprogramm als inoffizielle eigenständige Protokollchefin. Hat ihr das nie was ausgemacht, diese Arbeit gewissermaßen gratis zu machen? „Wahrscheinlich gehöre ich zu einer Generation, die das gerade noch so mitgemacht hat“, sagt die 56-Jährige nachdenklich. „Aber ich habe auch unglaublich viele spannende Begegnungen und tolle Gespräche gehabt, Gelegenheit zu lernen.“ Wer ihr am meisten Eindruck gemacht hat? Nelson Mandela zum Beispiel. Aber auch Königin Sylvia fand sie beeindruckend. Mit der hat sie sogar eine Gemeinsamkeit. Auch Gisela von der Planitz war 1972 Olympia-Hostess, allerdings nicht in München, sondern in Kiel, aber dort eben auch schon im Protokoll.

Sie hat eine kaufmännische Lehre gemacht, Französisch und Wirtschaftswissenschaften studiert, war wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem Institut in Bonn und wusste genau, was sie tat, als sie einen Diplomaten heiratete. Als Ärztin oder Künstlerin kann man im Ausland weiterarbeiten, in ihrem Beruf war das schwierig. Sie konzentrierte sich auf die Erziehung der Kinder, die inzwischen 25 und 27 Jahre alt sind, und unterstützte ihren Mann nicht nur bei der Betreuung von Damenprogrammen. „Zwei zum Preis von einem“, hier traf das alte Wahlkampfmotto der Clintons zu.

Wenn Eva Köhler die Partner der Diplomaten zum Konzert ins Schloss Bellevue bittet, ist auch Wib-Präsidentin Gisela von der Planitz dabei, und man merkt ihrem Auftritt aus klassischer Eleganz, einer entspannten Herzlichkeit und dem gerade notwendigen Maß an Distanz an, wie sehr sie sich auf diesem Parkett zu Hause fühlt.

Viele Diplomaten kennt sie von den Auslandseinsätzen. Bei dem Konzert in Bellevue piept immer wieder das Handy einer Diplomatin, in deren Heimatland sich gerade eine Katastrophe abspielt. Gisela von der Planitz weiß, wie das ist, wenn man nach außen lächeln und cool sein muss, und innen sieht es ganz anders aus. Einmal, während eines Staatsbesuchs in einem fernen Land, bekam sie einen Anruf. Zu Hause war eingebrochen worden, viele wertvolle Erinnerungen waren verschwunden. Da durfte sie sich nichts anmerken lassen. Die Show muss auch bei einem Staatsbesuch weitergehen.

Frauen ihres Schlages sind selten geworden, viele Partner gehen nicht mehr mit „auf Posten“, obwohl das Auswärtige Amt Unterstützung bietet. Ein eigenes Gehalt zählt freilich nicht dazu. Gisela von der Planitz gehört so gerade noch zu einer Generation, die darüber eigentlich gar nicht redet oder allenfalls auf wiederholte Nachfrage in sehr sanften Andeutungen. „Ich habe nichts entbehren müssen und vieles gewonnen“, sagt sie. Die internationale Atmosphäre, in der sie sich bewegt hat, habe ihr immer gefallen. Insofern findet sie die Frage, ob es ein Triumph sei, dass ihr Mann sie in ihrem Amt als Präsidentin des Willkommen-Clubs nun als Mann an ihrer Seite gelegentlich begleitet, nicht angebracht. „So sehen wir das nicht, er kommt auch gar nicht immer mit.“

Es macht ihr großen Spaß zu planen, zu managen. Sie arbeitet an einer Liste für die Referenten der Jour fixes, bei denen hochkarätige Redner den Angehörigen der Diplomaten dieses Land näherbringen, hofft, dass sie noch mehr Veranstaltungen im Auswärtigen Amt organisieren kann, oder dass der Club selbst Ziel wird im Rahmen des Damenprogramms. Gisela von der Planitz wirkt ausgeglichen und glücklich. Ein Erfolgsrezept für Diplomatenpartner, so es sie in dieser selbstlosen Variante noch gibt, verrät sie am Schluss doch noch: „Ich wusste immer, dass ich auch allein klarkommen könnte.“

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