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© dpa

Konzert: Rückkehr zum Fernsehturm

Die Popsängerin Leslie Feist liebt Berlin. Im Gegensatz zu vielen Hollywood-Schauspielern auf Wochenendbesuch, die das ebenfalls behaupten, hat sie wirklich viel Zeit hier verbracht. Heute spielt sie im Admiralspalast.

Im Admiralspalast war sie noch nie, weder als Sängerin noch als zahlender Gast. Aber ein Freund erzählte, dass der Admiralspalast ein wenig wie die Volksbühne sei. Und an die hat sie beste Erinnerungen. Die kanadische Popsängerin Leslie Feist kehrt nach Berlin zurück. Für einen Konzertabend und dann noch zwei Tage Freizeit, in der sie feiern und Freunde treffen will. Davon hat sie einige in Berlin, in den letzten vier Jahren hat Feist hier eine Menge Zeit verbracht. Acht Monate, wenn man alle Besuche zusammenzählt. Und wie schön wäre es, mal ein Jahr am Stück hier zu verbringen, sagt sie. Spazieren durch den Tiergarten, Kaffee schlürfen am Rosenthaler Platz und immer den Fernsehturm am Horizont.

Feist gehört zu dem Freundeskreis von Musikern aus Kanada, die fasziniert sind von den Freiräumen und Möglichkeiten Berlins. Und von der lebendigen Musikszene. Einige Kanadier sind deswegen sogar hierher gezogen: die Electropunkerin Peaches, der experimentierfreudige Songwriter Gonzales und Taylor Savvy. Sie alle mögen sich und helfen sich gegenseitig bei ihren Alben, auch wenn ihre Musik recht unterschiedlich klingt. Als Feist im April im Schiller-Theater zu Gast war, um ihr neues Album „The Reminder“ vorzustellen, stieg am Ende Popmusiker Mocky auf die Bühne und sang mit ihr ein Duett. Noch ein Kanadier, der seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin verlegt hat.

Leslie Feist ist 31. Sie steht auf Bühnen, seit sie 17 ist. Einen ihrer besten Live-Auftritte hatte sie in der Volksbühne, sagt sie, zusammen mit Gonzales. Die Show hat sie noch genau vor Augen. Theater seien sowieso die besseren Konzerthallen. Gerade für E-Gitarren-Einsätze. Das heutige Konzert im Admiralspalast ist schon lange ausverkauft. In Internetforen werden die Karten zu überteuerten Preisen angeboten. Von ihren kanadischen Freunden hat Feist inzwischen die größte Karriere gemacht. Das neue Album schaffte es bis in die Top20 der amerikanischen Charts. In Frankreich und Kanada ist sie ein Star. Weil Feist so viel tourt, hat sie keinen festen Wohnort. Sie besitzt eine Wohnung in Paris und eine in Toronto, „aber auch da bin ich immer so kurz, dass ich es nur Besuch nenne“. Wenn sie nicht ihre eigenen Konzerte spielt oder als Gastmusikerin in fremden Studios aushilft, gibt sie Konzerte mit der kanadischen Groß- gruppe Broken Social Scene. Mit deren Frontmann Kevin Drew ist sie liiert.

Leslie Feist hat deutsche Vorfahren, vor 200 Jahren sind die nach Kanada übergesiedelt. Sie interessiert sich für deutsche Geschichte und Künstler. Dieses Jahr wollte sie die Memoiren von Leni Riefenstahl lesen. Das Buch hat sie aber bald zur Seite gelegt. Sie fand es unangenehm, wie penetrant sich die Hitler-Fotografin als unwissendes Opfer darstellte.

Einen Teil ihres Erfolgs hat Leslie Feist ihrem Image als elfenhafte, zerbrechliche Träumerin zu verdanken. Ihre eigene Plattenfirma beschreibt sie gerne als „zauberhaft“. Dabei ist Feist eher bodenständig und hart im Nehmen. Und ihre Stimme klingt auch deshalb so zart, weil die Stimmbänder beschädigt sind. Mit 18 war Feist Sängerin in einer Punkband und hat da so laut ins Mikro geschrieen, dass sie zwischenzeitlich nur noch krächzen konnte. Eine Karriere als Sängerin könne sie vergessen, sagten die Ärzte. Und eine zuckersüße Fee ist Feist schon gar nicht: Für ihre Freundin Peaches schlüpfte sie eine Zeit lang in Hot Pants und leckte auf der Bühne am Chrom von BMX-Rädern. Das würde sie heute wahrscheinlich nicht mehr machen, grinst sie. Aber lustig war es schon.

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