Kunst: Halb Platte, halb Palast
Eine neue Galerie in Mitte recycelt DDR-Architektur und zeigt junge Kunst am ehemaligen Mauerstreifen
Es gibt ein Leben nach der Platte. Das beweisen 13 Betonteile aus einem demontierten Plattenbau vom Typ WBS 70. Die Architekten Carsten Wiewiorra und Anna Hopp haben sie als Teil eines Forschungsprojekts in einem Hinterhof in der Wolliner Straße in Mitte in ein neues Gebäude verwandelt – nach ihren Worten das erste Berliner Projekt, bei dem ein Neubau aus Plattenbauteilen entstand. Die Fenster stammen aus einem anderen Relikt der DDR: Rahmen und Glas kommen aus dem Palast der Republik.
Vor kurzem nahm der „Plattenpalast“ den Betrieb als Galerie auf, Anlass ist der 20. Jahrestag des Falls der Mauer, die nur wenige Meter vom Ort der Galerie entfernt verlief.
An diesem und den kommenden drei Wochenenden können Neugierige in der wohl ungewöhnlichsten Galerie der Stadt die vielschichtigen Gemälde des Künstlers Lars Theuerkauff betrachten.
Seine Porträts und Körperbilder spielen mit der Ästhetik der Fotografie und scheinen mit ihren übereinander liegenden Farbschichten die beiden Farben des Plattenpalasts aufzugreifen: Man meint, in den Gemälden das kühle Grau der zur Galeriewand mutierten Betonplatten zu sehen, die einst in Marzahner Wohnungen als Innenwand dienten. Das warme Goldbraun der Palast-Fenster bildet einen angenehmen Kontrast dazu. Das ist kein Zufall: Architekt Wiewiorra und Kurator Jörg Prinz wählen die hier gezeigten Kunstwerke danach aus, dass sie thematisch und ästhetisch mit dem einzigartigen Bau korrespondieren. lvt
Plattenpalast, Wolliner Straße 50 (Mitte), Ausstellung mit Gemälden von Lars Theuerkauff bis 18. Oktober, geöffnet Sonnabend und Sonntag 15 bis 18 Uhr. Mehr unter www.plattenpalast.de
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