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Kunstsammlung Berggruen: Familiäre Bande

Die Erben des Berliner Kunstsammlers Heinz Berggruen wollen das Museum um fünfzig Werke der Klassischen Moderne erweitern.

Das Museum Berggruen wächst. Drei Wochen nach dem Tod des Berliner Kunstsammlers hatte die Familie bereits signalisiert, dass sie die fünfzig Werke, die Heinz Berggruen nach der Übereignung seiner Kollektion 2000 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erworben hatte, nach Berlin geben möchte. Unter den Bildern, die sich nun als Erbe im Familienbesitz befinden und gegenwärtig in Paris, Zürich und nicht öffentlich zugänglichen Räumen in Berlin aufbewahrt werden, sind auch Werke von Picasso, Matisse, Klee und Cézanne. Eine solche weitere Bereitstellung von Kunst der Klassischen Moderne im Geiste von Heinz Berggruen wäre also der Familie nicht hoch genug anzurechnen.

Nun hat Nicolas Berggruen, der jüngste Sohn des Sammlers, sich zu Wort gemeldet und den Wunsch der Familie nochmals bekräftigt. Der New Yorker Geschäftsmann, der in den letzten Monaten zahlreiche Immobilien in Berlin und Potsdam für seine Holding erwarb, erklärte im Gespräch, dass er sich dem großen Erbe seines Vaters verpflichtet fühle und durch das in Charlottenburg residierende Museum Berggruen eine starke familiäre Bindung an die Stadt verspüre. Die Senatsverwaltung für Kultur zeigte sich sogleich erfreut, dass der Sohn diese auch politisch bedeutsame Geste des Vaters fortsetzen wolle.

Zeitgleich gab gestern die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Gründung des „Förderkreises Museum Berggruen e. V.“ bekannt, zu dessen Mitgliedern die Erben gehören – die Witwe Bettina und die Berggruen-Kinder Nicolas, Olivier und Helen. Weitere Mitglieder sind der Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal, der Vorsitzende des Freundeskreises der Neuen Nationalgalerie, Peter Raue, der ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann und der Auktionshausbesitzer Simon de Pury sowie Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann und Generaldirektor Peter-Klaus Schuster. Lehmann und Schuster bemühen sich zwecks Erweiterung um Überlassung eines dem Museum Berggruen direkt benachbarten Gebäude, das schon einmal im Frühjahr zur Debatte stand. Es handelt sich um das ehemalige Kommandantenhaus am Spandauer Damm 17, in dem sich zuletzt eine Kindertagesstätte befand und das „Puppentheater Berlin“ anschließend Quartier bezogen hatte. Ursprünglich wollte der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf dort auf mehreren Etagen, insgesamt 850 Quadratmetern, seine eigene, bis 1930 zusammengetragene Sammlung präsentieren. Angesichts des Angebots vonseiten der Berggruen-Familie war der Bezirk jedoch sehr schnell bereit, die neuen Pläne anzunehmenen.

Gegenwärtig werden Gespräche zwischen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Kulturstaatsminister Neumann wegen Übernahme der Umbaukosten geführt. Die Stiftung selbst erklärte sich bereit, die laufenden Kosten zu übernehmen. Das von Garnison-Bauinspektor Kahl zwischen 1892 und 1893 erbaute Haus war ursprünglich für unverheiratete Unteroffiziere im Zusammenhang mit der Kompagnie Infanterie ab der Schlossstraße 1 a errichtet worden.

Neben seinem Engagement für die Klassische Moderne und eine Erweiterung des väterlichen Museums signalisierte Nicolas Berggruen gestern weitere kulturelle Aktivitäten in der Hauptstadt. So erklärte er in der „B.Z.“, dass er seine eigene Sammlung zeitgenössischer Kunst, zu der Werke von Andy Warhol, Damien Hirst und Jeff Koons gehören, in eine jüngst von ihm erworbenen Immobilien unterbringen und der Öffentlichkeit zugänglich machen wolle.

Erst zuletzt hatte sich der 46-Jährige mit dem Kauf des Café Moskau ins Gespräch gebracht. Bis Ende 2008 will er das legendären Gebäude an der Karl- Marx-Allee wieder in den Originalzustand der sechziger Jahre versetzen und dort über Club-Events hinausgehende Veranstaltungen organisieren. Ende Juni hatte es noch geheißen, dass dort beispielsweise auch Autos ausgestellt werden könnten. Ganz offensichtlich hat sich das Spektrum nun auch um die bildende Kunst erweitert. Nicola Kuhn

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