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Stadtleben: Lage, Lage, Lage

Was zeichnet ein PROMI-LOKAL aus? Gastronom Massimo Mannozzi kennt sich aus

Wer bei der Berlinale Stars gucken will, muss nicht unbedingt am roten Teppich verharren. Man kann sich auch auf gut Glück in eines der sogenannten Prominentenrestaurants setzen. Es sind ja meist immer dieselben Lokale, in denen Stars auftauchen. Demi Moore wurde diese Woche im Bocca di Bacco gesichtet, Renée Zellweger und Keanu Reeves zog es ins Borchardt und Steve Martin testete den Grill Royal. Wie eigentlich wird ein Lokal zum Prominentenrestaurant?

Gastronom Massimo Mannozzi kennt die Zutaten, die man braucht, um ein Star-Lokal zu schaffen. Sein Bacco in der Marburger Straße in Charlottenburg zog die Stars schon an, als die Orte, an denen die Gäste aus Hollywood derzeit am liebsten dinieren, noch in der DDR lagen. Bald nach der Eröffnung des Bacco im Mai 1968 entdeckte Romy Schneider den Charme des italienischen Ristorante, später folgten Sophia Loren und Gina Lollobrigida. Freddie Mercury genoss zu Lebzeiten die Pasta hier, Rod Stewart war da, Pasolini ebenfalls.

Vor allem die Lage und gutes Essen seien ausschlaggebend, sagt Mannozzi. Wer sensibel und viel unterwegs ist, bekommt zudem Appetit auf behagliche Eleganz. Als die Berlinale noch im Zoo-Palast stattfand und das Kempinski und das Interconti erste Adressen für Stars waren, war auch die Marburger Straße nicht weit. Mit dem Bocca di Bacco in der Friedrichstraße hat Mannozzis Sohn Alessandro nun schon die zweite Generation Prominenten-Lokal aufgebaut, obwohl er ein anderer Typ ist als sein Vater, zurückhaltender. „Man strebt das ja fast nicht an, schließlich kann man sich nichts davon kaufen.“ Trotzdem hat er sich gefreut, dass Matt Damon seinem Schauspielerkollegen Tom Hanks das Lokal empfohlen hat. Tom Cruise war sowieso öfter schon da, und George Clooney hat kürzlich auch wieder vorbeigeschaut. „Manchmal ist es Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Stars, manchmal empfehlen einen die Hotels der Umgebung, sagt Alessandro Mannozzi. Bei aller Zurückhaltung gerät er manchmal doch ins Schwärmen. Cate Blanchett hat es ihm angetan: „So eine Aura! Bellissima!“ Der Vater hat sich mit einigen der Stars, die zu ihm kamen, auch angefreundet, mit Romy Schneider zum Beispiel, die oft mit ihrer Familie kam und den persönlichen Kontakt auch suchte. „Sie hatte viele Probleme, manchmal habe ich sie nach Hause chauffiert.“ Die Patrons der Prominenten müssen wissen, wann sie zur Stelle sein , und wann sie im Hintergrund bleiben sollten.

Dass die Lage ganz entscheidend für die Entstehung eines Prominentenrestaurants ist, haben die Jahre nach dem Umzug der Berlinale an den Potsdamer Platz bewiesen. Die in der Nähe des Zoo-Palasts gelegenen Restaurants Florian oder die Paris Bar zogen altes Stammpublikum zwar immer noch an, verloren aber an Bedeutung. Die wichtigsten Spielstätten fürs kulinarische Star-Programm etablierten sich in Mitte, in der Nähe von Adlon, Hyatt und Regent.

In Roland Marys Borchardt feiern auch traditionell die Bären-Gewinner die letzte Party nach der Abschluss-Gala. Geschlossene Gesellschaft in entspannter Atmosphäre: Das hallenartige Ambiente ist perfekt für das Spiel des Sehens und Gesehenwerdens. Dazu kommen erfahrenes Personal und unkomplizierte Gerichte, wie die inzwischen selber berühmten Schnitzel. Elisabeth Binder

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