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Berzina

© Uwe Steinert

Meine 7 Sommersachen: Leichte Leibchen

Was wäre ein Sommer ohne ... luftige Kleider? Wissenschaftler und Modeleute setzen den Trend für Fasern: Atmungsaktiv müssen sie sein, ja intelligent. Designerin Zane Berzina bevorzugt Natur pur.

Von Anna Sauerbrey

T-Shirt aus Baumwolle war gestern. Natürlich war es praktisch, ließ sich schnell an- und wieder ausziehen und zickte nicht rum in der Waschmaschine. Doch Technisierung macht auch vor der Kleidung nicht halt, und so dürfen T-Shirt-Träger heute noch anspruchsvoller sein: Luftdurchlässig muss Sommerkleidung sein. Keine Chance dem Körpergeruch. Leibchen sollen schnell trocknen und Wasser abweisen. Wäsche soll ein Alleskönner sein, der sich angenehm trägt.

„Die Aufgabe der Designer wird immer komplexer“, sagt Zane Berzina in britischem Englisch, nur das eine Winzigkeit zu stark gerollte „r“ verrät, dass sie aus Lettland stammt. Sie ist Künstlerin wie Wissenschaftlerin, Dozentin ebenso wie Designerin. Der Trend ist ihr geläufig: Im Westen sind alle Basisbedürfnisse der Menschen erfüllt. Die vielfältigen Technologien müssen nun noch stärker den Bedürfnissen der Menschen dienen: Sie müssen die sieben Sinne angemessen berücksichtigen.

Wie Technologie kreativ genutzt und in Interaktion mit den Menschen gebracht werden kann, ist die zentrale Frage in Zane Berzinas Arbeiten. „Wir Designer brauchen dazu heute die Expertise der Textilwissenschaften, der Psychologen, der Wirtschaftswissenschaften oder der Biologen.“ Nur noch im Team lässt sich Design weiterentwickeln. Vorbei die Zeit genialer Inselkünstler. Zane Berzina ist so zur europäischen Nomadin geworden und reist immer dahin, wo ihre Kooperationspartner leben.

Was die Sommerkleidung der Zukunft angeht, ist der Körper des Menschen Herausforderung wie auch Maßstab. Ein komplexes System, dessen Bedürfnisse sich mit den Umweltbedingungen ständig wandeln. Das Material muss sich dem Menschen anpassen. Gleichzeitig taugen Körper und Natur aber als Grundstock für die Entwicklung neuer Materialien. Das Geheimnis heißt „Biomimikri“. Zane Berzina hat sich gemeinsam mit Biologen intensiv mit der menschlichen Haut beschäftigt. Welch ein Organ! „Es repariert sich selbst, kühlt, schützt, ist atmungsaktiv, ist sensorisch, kann die Farbe ändern. Die Natur ist eine faszinierende Designerin, auf dem Gebiet ist sie ungeschlagen.“ Ihre Erkenntnisse setzt sie in poetische Kunstprojekte um. Das Ergebnis ihrer Hautforschung mündete in eine Tapete, die, wie die Haut, auf Berührung reagiert.

Die Textilindustrie ist längst mitten drin in der Biomimikri, behauptet Zane Berzina und breitet verschiedene Stoffproben eines Schweizer Unternehmens auf dem Tisch aus. Der Hersteller ist auf die Entwicklung „smarter Textilien“ spezialisiert. „3 x Dry“ heißt ein Stoff, der fühlt sich ganz normal an, ist aber wasserabweisend, bietet UV-Schutz, ist fleckenabweisend, trocknet schnell, ist antibakteriell und dehnbar. Erreicht werden diese Eigenschaften durch eine Nanobeschichtung. „C-Change“ dagegen imitiert mit seinen Poren die Technik von Tannenzapfen, die sich bei kühler Witterung schließen und bei wärmeren Temperaturen öffnen. Also: alles Hightech? Zane Berzina schüttelt den Kopf. Naturmaterialien, Leinen etwa und Hanf, bringen einige dieser Eigenschaften schon mit. Und das sind noch immer die Sommerfavoriten der Designerin.

www.zaneberzina.com

In der nächsten Folge am Freitag, 14. August, geht es um die Hängematte.

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