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Nationalgalerie

© ddp

MET in Berlin: Die Schlangen werden kürzer

Die Ausstellung "Die schönsten Franzosen kommen aus New York" ist in der Neuen Nationalgalerie zu sehen. Wir haben dort gefilmt.

Wo ist die Schlange, mag sich so mancher Besucher fragen - ganz ohne Menschentrauben vor den Eingängen ist die Neue Nationalgalerie seit der MoMA-Ausstellung im Jahr 2004 kaum denkbar. Und tatsächlich hatte sich schon bei der Vorbesichtigung der neuen Kunstausstellung "Die schönsten Franzosen kommen aus New York" eine Warteschlange um das Gebäude gewickelt.

Doch zur eigentlichen Ausstellungseröffnung kommt dann doch alles anders. Die Macher, die die 150 schönsten Meisterwerke französischer Künstler des 19. Jahrhunderts aus dem Metropolitan Museum of Art New York (kurz MET) nach Berlin holten, haben vorgesorgt: Ein ausgeklügeltes Ticketsystem soll lange Wartezeiten und die Bildung von Warteschlangen verhindern. Unter www.metinberlin.org können die Besucher etwa das "Earlybird"-Ticket für zehn Euro buchen und damit ab 8 Uhr morgens an einem fest gebuchten Werktag die Ausstellung besichtigen. Daneben gibt es noch VIP-Tickets für 30 Euro inklusive Audioguide, die am Wochenende oder werktags zu einem festen Termin gelten. Sie sind online, per Telefon oder an den Kassenhäuschen erhältlich. Den Audioguide gibt es auf deutsch, englisch, französisch und italienisch, außerdem eine Audioführung für Kinder.

Ein raffiniertes Ticketsystem

Die regulären Tageskarten kosten 10 Euro, am Wochenende 12 Euro (ermäßigt 5 bzw. 6 Euro), jedes Ticket ist nummeriert. Die Nummer weist dem Kartenbesitzer einen bestimmten Eintrittstermin zu, der per SMS, auf der Website oder an Monitoren außerhalb der Galerie abgefragt werden kann. Am nahegelegenen Potsdamer Platz kann dann noch bummeln gehen, wer eventuell noch zwei Stunden Zeit hat, bevor er sein "Rendezvous" mit den "Franzosen" hat. Parallel zu den Gemälden im Gebäude treten außerhalb Künstler auf. Am ersten Tag gibt ein Jongleur seine Ballkünste zu französischen Akkordeonklängen zum Besten. Außerdem ist ein "Dorf" mit Ständen aufgebaut, wo sich die Wartenden mit kulinarischen Spezialitäten und Kaffee die Wartezeit vertreiben können. Oder sie können den charamanten jungen Damen, die überall als sogenannte "Life Speaker" lächelnd stehen, Fragen rund um die Terminals und die Tickets stellen.

Schlange mit Kultcharakter

Falls sich doch eine Schlange bildet, dann nur eine kurze - zügig werden die Wartenden abgefertigt. Dabei hat so mancher die Schlange zu Zeiten der MoMA-Ausstellung nicht in der schlechtesten Erinnerung. "Das war ein Event für sich. Wie vor einem guten Club, lernte man dort leicht nette Leute kennen", erinnert sich Mila Gach, zuständig für die Vermietung der Audio-Führungen von Antenna Audio. Aber auch bei der MET-Ausstellung klappt es mit dem Kennenlernen. So geschehen bei Heinz Kunis und Ruth Füredi. "Ich war um zwanzig vor elf hier und musste warten", sagt Kunis und nickt in Richtung der Dame an seiner Seite. "Sie musste sich ein bisschen ausruhen, weil ihr Bein geschmerzt hat, und ich habe ihr den Platz in der Schlange freigehalten. Und dann haben wir uns gemeinsam die schöne Ausstellung angesehen." Die Berlin-Besucherin Susanne Obermair aus Augsburg hat sich mehr als eine Stunde vor der Eröffnung das erste Ticket gesichert und musste deshalb gar nicht anstehen. Beinahe vier Stunden hat sie sich Zeit für die Gemälde genommen. "Man sieht auch mal andere Bilder, etwa aus dem Realismus und Symbolismus, nicht immer nur Manet und Monet. Es ist echt schön, mal die Werke, die man von Postkarten und Kunstdrucken kennt, in echt zu sehen," sagt sie begeistert. Und fügt hinzu: "Von den Gemälden her kommen die schönsten Franzosen tatsächlich aus New York."

von Maike Redeker

Maike Redeker

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