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Modeschule: Puppen und Indianer

Für ein Fest der Modeschule Esmod beschäftigten sich Kreuzberger Studenten mit bedrohten Völkern.

Karneval feiern? Kommt für die Modeschule Esmod nicht in Frage. „Sich einfach so verkleiden, das kann ja jeder“, sagt Leiter Klaus Metz. Stattdessen nimmt die Kreuzberger Schule seit 15 Jahren den Ehrentag von St. Catherine, der Schutzpatronin der Schneiderinnen, zum Anlass, um eine richtig große Kostümsause zu feiern. Die war am Montag unter dem Motto „The Lost Cultures“ im Kulturforum nicht nur schön bunt, sondern auch wohltätig. Diesmal arbeitete die Schule mit der Gesellschaft für bedrohte Völker zusammen. Die brachten zu einem Vorbereitungsseminar einen echten Blackfoot-Indianer aus den USA mit in den Klassenraum. Er sollte den Schülern aus dem Leben eines indigenen Volks erzählen.

Was die Studenten daraus gemacht haben, sah keineswegs folkloristisch aus. Im Gegenteil, viele der Entwürfe kamen fast futuristisch daher: Nur Details, wie Muscheln am Ausschnitt oder die bunten Farben der Inuit waren von der traditionellen Kleidung übrig geblieben. Das machte durchaus Sinn. Schließlich leisten die Modeschüler einen Beitrag, dass es die Samen und Inuit im hohen Norden, die Maori in Polynesien, die Touarek und Massais Afrikas und die Aborigines in Australien noch lange geben wird. So bestand der Entwurf von Kristin Stöcker aus übereinander geklebtem weißen Gafertape. „Das Klebeband steht für die Unterdrückung der Samen in Lappland“ sagte die 21-Jährige.

In diesem Jahr trugen nicht nur die Nachwuchsdesigner ihre Kleider, die 20 besten von ihnen schneiderten auch antiken Porzellanpuppen die Kostüme auf die Körper. Direktorin Silvia Kadolsky hatte die Puppen in einem Trödelladen in Kreuzberg entdeckt. Direkt nach der Schau wurden die Puppen verkauft. Die meisten an gerührte Eltern, die sich freuten, endlich mal eine Arbeit ihrer Kinder mit nach Hause nehmen zu können.

Wer noch weiter wohltätig einkaufen wollte, für den gab es die weihnachtlichen T-Shirts der eigenen Esmod-Modelinie „Collection of Hope“. Sie wird auch im Kaufhaus Galeries Lafayette verkauft. Und zur Fashion Week Ende Januar kann man sich auch noch einmal die schönsten Entwürfe im Museum Guggenheim Unter den Linden anschauen.gth

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