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Elisabeth-Musical

© Stage Holding

Musical: Der Tod steht ihm gut

Felix Martin ist der neue attraktive Sensenmann im „Elisabeth“-Musical. Bis Ende September gibt er Sissi jeden Abend den finalen Rettungskuss.

Seine erste große Rolle war gleich der King. 1985 studierte Felix Martin Schauspiel am Wiener Max-Reinhardt-Seminar, als ihn die Regisseurin Anna Vaughan fragte, ob er nicht bei ihrem Berliner „Elvis“-Musical mitmachen wolle. Weil sich der lebenslustige Hamburger zwischen all seinen schwarz gekleideten, düster dreinblickenden Kommilitonen sowieso nie richtig wohl gefühlt hatte, zögerte er nicht lange, schmiss die akademische Ausbildung – und landete als Titelheld des Rock-‘n‘-Roll-Biograficals einen Überraschungserfolg.

Den Ort seines Triumphs, die Moabiter Kammerspiele, gibt es schon lange nicht mehr. Felix Martin aber mischt in der deutschen Musicalszene immer noch ganz oben mit. Er war der Danny in „Grease“, hat in Webbers „Aspects of Love“ gespielt, den Darius in „Les Misérables“ gegeben und den Graf von Krolock im „Tanz der Vampire“, unter anderem auch am Theater des Westens. Hier hatte er auch schon in den Neunzigern als Schlemihl auf der Bühne gestanden sowie neben Ilja Richter als Hero in „Zustände wie im alten Rom“. Außerdem war er 2000 der Snoopy in „Du bist in Ordnung, Charlie Brown“ im Kleinen Theater am Südwestkorso.

Welche Rolle kann einen Darsteller reizen, der schon mit 21 Jahren den King verkörperte? Der Tod natürlich, der mächtigste Herrscher von allen. In seinem Sissi-Musical „Elisabeth“ lässt Michael Kunze den Sensenmann höchstpersönlich auftreten, als Freund und Tröster der Kaiserin, als treuer Begleiter ihrer Schicksalsjahre. Ein genialischer Einfall - und derzeit die spannendste Rolle im Genre des modernen melodramatischen Musicals überhaupt. Vor zehn Jahren durfte Felix Martin schon einmal den Tod in Wien geben. Jetzt hat er die Rolle von seinem berühmten Kollegen Uwe Kröger in Berlin übernommen. Bis zum 27. September wird er Sissi sechs Mal die Woche den finalen Rettungskuss auf die Lippen drücken.

Martin: "Es ist großartig, wie Kupfer probt."

Beim Treffen am spielfreien Montag im Café Einstein beginnt er sofort von der Zusammenarbeit mit Harry Kupfer zu schwärmen. Der langjährige Chefregisseur der Komischen Oper hatte die Uraufführung vor 16 Jahren in der österreichischen Hauptstadt inszeniert. Jetzt, wo Kupfer im Ruhestand ist, nahm er sich ganze sechs Wochen, um die Übernahme von „Elisabeth“ ins Theater des Westens zu begleiten. „Es ist großartig, wie Kupfer probt“, sagter der Schauspieler, „weil er einerseits die Individualität der Darsteller fördert, und uns andererseits hilft, Überflüssiges wegzulassen, hohle Gesten zu verneiden.“ Wer Felix Martin abends erlebt, kann einen Tod erleben, der nicht droht, sondern flirtet, dessen dämonische Kraft gerade daraus erwächst, dass er lässig abwartet, bis ihm die Zeit seine Beute in die Hände spielt.

Obwohl der 44-jährige Wahlkreuzberger dank seines blendenden Aussehens problemlos jugendliche Liebhaber spielen könnte, haben ihn Charakterrollen stets mehr interessiert. Darum hat er auch mal Angebote abgelehnt, wenn ihm die Figuren zu blass erschienen. Ein Luxus, den man sich als Freiberufler leisten wollen muss. Felix Martin wollte – und nutzte eine solche freiwillig gesetzte Theaterpause, um ein Solo-Programm zu entwickeln, mit dem er seitdem erfolgreich durch die Lande tingelt, mit seinem 300-köpfigen Fanclub im Schlepptau. Diese One-Man-Abende sind für ihn eine echte Herausforderung: „Weil man sich hier im Gegensatz zu den großen Shows mit ihrem optischen Budenzauber nicht verstecken kann.“

Wenn „Elisabeth“ im Oktober von Berlin nach Zürich weiterwandert, ist Felix Martin übrigens bereits wieder gebucht: Der Tod steht ihm eben gut.

Theater des Westens, bis 27. September, Tickets: www.berlin-ticket.de

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