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Udo Lindenberg und sein "Mädchen aus Ostberlin", Josephin Busch.

© dapd

Musicalpremiere: Udos stilles Mädchen

Im Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ spielt Josephin Busch ab Donnerstag die Rolle der „Jessy“. Die perfekte Rolle für die 24-Jährige: Zwar kommt sie nicht im Sonderzug, aber aus Pankow.

Josephin Busch stand schon immer gern auf der Bühne. Einst ließ sie ihren Abiball sausen, nur um mit ihrer Rockband auf Tour gehen zu können. Und als sie später während des Musicalstudiums nicht auftreten durfte, weil sie ihre Stimme schonen sollte, da griff sie trotzdem zum Mikrofon – allerdings heimlich. Das kam später raus, es gab Ärger, also schmiss Busch ihr Studium hin und wechselte an die Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule am Görlitzer Park. Die Eltern schimpften nicht mit ihrer Tochter, sie ließen sie gewähren, und das zahlt sich aus: Denn Josephin Busch, 24, spielt ab Donnerstag in Udo Lindenbergs Musical „Hinterm Horizont“ mit. Sie ist das „Mädchen aus Ostberlin“ – oder, noch genauer: das Mädchen aus Pankow.

Die Udo-Lieder kannte Busch alle, als sie vor knapp einem Jahr beim Casting erschien. Als Kind wurde sie in der heimischen Wohnung damit beschallt, die Mutter war Lindenberg-Fan, eine bessere Vorbereitung auf die Rolle kaum vorstellbar. Und dann war da ja noch die Sache mit dem Heimatbezirk, schließlich kommt „Jessy“ – so heißt das Mädchen im Musical – ebenfalls aus Pankow.

Das Musical wird stadtweit auf Plakaten beworben, die Gästeliste am Premierenabend ist lang. Lindenberg kann sich im Theater am Marlene-Dietrich-Platz über viele Kollegen und Kumpels freuen. Jan Delay hat sein Kommen angekündigt, wie auch Nina Hagen, Dieter Hallervorden, Katja Riemann, Otto Sander und viele andere.

Das Leben von Josephin Busch ist weniger glamourös. Noch heute besucht sie gern den Kiez rund um die Alte Pfarrkirche, im Ortsteil Wilhemsruh besuchte sie einst das Max-Born-Gymnasium und spielte nebenher in einem Jugendtheater. Wenn Klassenkameraden feiern gingen, stand Busch auf der Bühne, tourte mit den Bands durch die Region, spielte kleine Rollen in Musicals. Wie es ist, in den Clubs der Stadt zu feiern, kann sie sich nicht vorstellen. Eine Diskothek habe sie nur wenige Male von innen gesehen, sagt sie. „Ich vermisse das nicht wirklich.“

Die erste CD nahm Josephin Busch im Alter von zwölf Jahren auf. Der damalige Fan von Blümchen („Piep, piep, kleiner Satellit“) machte Blümchen-Musik, Techno-Beats mit einfachem Gesang. Heute ist ihr das peinlich. Sie spricht lieber über ihren Vater. Der ist Musikproduzent, mit ihm bastelt sie nach der Arbeit auch an neuen Solostücken, in Bands spielt sie nicht mehr. Busch singt über Liebe, weil sie „leider nicht so politisch wie Udo“ ist, da wolle sie sich noch etwas abgucken. Die Rolle von Jessy „würde ich auch für mich selbst schreiben“. Sie, das Mädchen aus Ost-Berlin, wolle das Lebensgefühl der DDR rüberbringen, erzählt sie. „Die DDR ist für mich Kindheit, Heimat, etwas Gutes.“ Das Schlechte musste sie in Büchern nachlesen, davon hat sie nichts mitbekommen, war zu jung. Udos Lieder laufen auch daheim im CD-Spieler, neben Rammstein, Iron Maiden und Pur. Wenn sie die Stoptaste drückt, ist sie viel draußen und geht spazieren. Sie sagt: „Ich bin da, glaube ich, ein bisschen langweilig.“

Karten ab 27 Euro unter www.berlin-ticket.de

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