zum Hauptinhalt
193774_0_5af8106b

© David Heerde

Nachfeier: Prost Restjahr

Ein echter Knaller: Das Hotel Park Inn lud am Sonnabend noch einmal zur Silvesterparty. Mitfeiern durften alle, die beim echten Jahreswechsel arbeiten mussten.

Jetzt sind sie dran. Sie tragen rüschige Ballkleider in Altrosa, enge Corsagen, Glitzer-Tops und Fliegen mit dunklen Anzügen. Sie begutachten kritisch das Roastbeef mit der Malteser Sauce und kosten vorsichtig, dann beherzter, von dem Rohmilchkäse mit Quittensenf. Noch ein bisschen Prosecco vor zwölf, oder doch lieber noch ein Sprudelwasser und einen Spätburgunder, bevor der Zeiger immer näher dem großen Ereignis entgegenrückt? Ach so, man muss erst noch einen schnellen Blick in die Karte werfen, natürlich: „Silvestergala Garten Eden 2007/2008.“ Wenn das kein Knaller ist!

Mehr als 200 Gäste haben sich am Sonnabend im großen Saal des Park-Inn- Hotels am Alexanderplatz versammelt. Um nachträglich ins neue Jahr zu feiern, weil sie am echten Silvesterabend arbeiten mussten. Es sind „Mitarbeiter aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe“, wie es so schön heißt. Also Kellner, Gastwirte, Hoteliers. Die 43-jährige Sabrina Schultze ist Besitzerin einer kleinen Pension im Süden Berlins und hatte am 31. Dezember Frühdienst: „Brötchen aufbacken, Eier kochen, ein- und abdecken, Gäste verabschieden“, sagt sie. Da blieb nicht viel Zeit, um selbst gepflegt ins neue Jahr zu feiern. Dafür sieht die blonde Dame im engen schwarzen Kleid und mit den rotgeflammten Lackleder-Pumps jetzt umso glücklicher aus: „Ich habe 23 Leute mitgebracht, und für mich ist das einfach eine große Party hier“, schwärmt sie.

Üppige Tischdeko mit Glitzerherzen

Die verspätete Silvesterparty hat inzwischen Tradition. Acht Jahre lang fand sie im Hotel Berlin am Lützowplatz statt. Dort hatte Thomas Lengfelder, heute Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, die Idee ins Leben gerufen. „Die Silvesterpartys waren da größer, die Tanzfläche ist hier viel zu klein“, findet Sabrina Schultze.

Aber egal, bei dieser üppigen Tischdeko mag niemand nörgeln: Orchideen, kleine Farnsträuche, die Palmen ähneln, dazwischen silberne Knallbonbons und bunte Herzchen sowie herrlich angerichtete Speisen wie aus dem Schlaraffenland – besser kann ein Jahreswechsel, und sei er auch eine Woche später, doch gar nicht sein! Warum die Location vom Hotel Berlin ins definitiv kleinere Park Inn wechselte, darüber schweigt man sich aus. Lengfelder war Direktor des ersteren, und so könne es ein, „dass man alte Zöpfe abschneiden wollte“, mutmaßt der Park-Inn-Hoteldirektor Jürgen Gangl. Dessen Mitarbeiter arbeiten währenddessen fleißig daran, dass die Silvesterkulisse auch hält, was sie verspricht, schließlich will man den Gästen aus ganz Deutschland den Rutsch ins neue Jahr so weich wie möglich gestalten.

Junge Generation ist hart im Nehmen

Markus Wede, 20, Koch-Azubi und Roastbeef-Beauftragter an diesem Abend, ist die Ruhe in Person. „Ich habe Silvester gearbeitet, na und, jetzt bin ich eben auch im Einsatz“, sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Die heranwachsende Gastronomie-Generation scheint hart im Nehmen. So hart, dass sie es sogar schafft, sich um kurz vor zwölf in einer Polonaise-Reihe aufzustellen, um mit Zuckergusspfannkuchen und Wunderkerzen in den Saal zu marschieren, wo sie tosender Applaus der launigen Gäste erwartet. Im Hintergrund singen „Modern Talking“-Doubles, am Buffet erwachen Bleikugeln fürs kommende Jahr zu neuem Leben, und das Park Inn wird zu einem schokoladigen Wolkenkratzer am Abendhimmel. Das neue Jahr kann getrost kommen. Und gleicht schon jetzt einem Traumschiff-Auftritt.

Liva Haensel

Zur Startseite