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© dpa

Naomi Campbell: Schön und schön zu spät

Modeauftakt im Postbahnhof: Supermodel Naomi Campbell lässt alle warten - und ist dann voll des Lobes. Am Abend zogen die Designer weiter, diesmal zu Joop ins gemietete Olympiastadion.

Der rote Teppich muss jungfräulich bleiben. Jedenfalls so lange, bis Naomi ihn betreten hat. Der Sicherheitsmann verteidigt seinen Anteil der Auslegeware mit aller Vehemenz für die Campbell. Um kurz nach 12 Uhr soll sie die zweite Berliner Fashion Week offiziell eröffnen, so lange kommt niemand an ihm vorbei.

Doch das Ex-Supermodel lässt auf sich warten – den Wirtschaftssenator Harald Wolf (Die Linke), die Chefs von Sponsor Mercedes Benz und jede Menge junge Berliner Designer, die sich in der Lobby des Postbahnhofs versammelt haben, um sich später mit aufs Gruppenfoto zu drängen. Denn wie Peter Levy, Senior Vice President der Agentur IMG, die die Modewoche organisiert, betont, gehe es diesmal darum, internationale Designermode zusammen mit all den jungen Talenten aus der Stadt zu präsentieren.

Dis dahin müssen alle eben ein wenig Geduld haben, ohne Naomi kann die Fashion Week nicht eröffnet werden. Harald Wolf wirkt nervös, aber weil der Senator sehen will, was mit den 500 000 Euro Anschubfinanzierung der Stadt passiert, harrt auch er aus. Zunehmend wird der Sicherheitsmann am Teppich schroffer. Gleich wird Naomi kommen und ins Mikrofon hauchen, dass sie ziemlich aufgeregt sei. „I am really excited.“

Aber noch ist Zeit, sich am neuen Veranstaltungsort umzuschauen. Und es scheint dass die „Neue Sachlichkeit“ nicht nur als Thema für die beiden wichtigsten Modenschauen dieser Woche herhalten muss, sondern auch als Motto für die ganze Veranstaltung. Immerhin hatten die Organisatoren im vergangenen Sommer das gesamte Brandenburger Tor für eine Woche mit einer Containerburg besetzt gehalten. Die von den Säulen eingerahmten Laufstegbilder sollten der Welt signalisieren: Seht her, es gibt jetzt auch in Berlin Modenschauen.

Diesmal muss Naomi Campbell als optischer Höhepunkt reichen. Eine russische Reporterin sagt: „Die kommt doch immer, wann sie will.“ Und woher, das muss – anderthalb Stunden zu spät –auch der Sicherheitsmann feststellen: Naomi rauscht durch einen Seiteneingang heran. Der Teppich bleibt unberührt.

Zum Glück steht ein kleines Redepult vor den Teilnehmern, so können die Spickzettel ein bisschen versteckt werden. Es sei eine Freude hier zu sein, verkündet also Campbell, die harte Arbeit von jungen Designern sei so schrecklich motivierend, deshalb mag sie neue Fashion Weeks. Und ihre deutsche Kollegin Eva Padberg, die von Mercedes Benz als „Markenbotschafterin“ vorgestellt wird, sagt kurz und knapp, warum alle da sind: „Gleich gehen wir uns Strenesse angucken.“ Dann kichert sie. Das Modeunternehmen zeigt seine Show als Erstes im Postbahnhof, gefolgt von den vier Berliner Designern, die den Karstadt Generation Award gewinnen wollen.

Auch Designer Dirk Schönberger, der am Abend im Olympiastadion mit seiner Männerkollektion für Joop den Modetag beenden wird, darf ein paar Worte sagen: „Es gibt in Deutschland keinen besseren Standort für Mode als Berlin.“

Schon am Abend zuvor hatte Hugo Boss gezeigt, dass es Spaß macht, sich in Berlin Mode anzuschauen. In der Abfertigungshalle des Flughafens Tempelhof zeigte zum ersten Mal der Jungdesignerstar Bruno Pieters, wie er sich die Zukunft der Linie Hugo vorstellt: Tragbar, aber mit vielen gelungenen Ideen und keinem überflüssigen Detail.

Heute muss der Berliner Designer Michael Michalsky, der zur Schau ins Kulturforum lädt, zeigen, dass er mit seiner dritten Kollektion, die Erwartungen, die er als selbst ernannter Hoffnungsträger geweckt hat, auch einlösen wird.

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