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nationalpreis badstübner-gröger

© Doris Spiekermann-Klaas

Nationalpreis: Mit Schloss und Giebel

Ein Freundeskreis kämpft für die Erhaltung alter Prachtbauten der Mark. Dafür wird er am Dienstag geehrt.

Wenn man alte Schlösser retten will, muss man patent sein. Sibylle Badstübner-Gröger, gebürtige Dresdnerin, seit 1954 in Berlin, ist eigentlich Kunsthistorikerin. Das hat sie studiert, das liebt sie, und sie hat es verstanden, sich gegen viele Widerstände auch zu DDR-Zeiten überwiegend dieser Wissenschaft zu widmen.

Erst nach der Wende schlug ihre große Stunde als Netzwerkerin, Geldbeschafferin und Retterin von vielen alten Schlössern, Gütern und Herrenhäusern. Sie gründete eine Arbeitsgemeinschaft für die Erhaltung von nicht-königlichen Schlössern, die immer etwas abseits des Rampenlichts standen. Aus der Arbeitsgruppe wurde 2002 der „Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark“, der unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft e.V. im Mosse Palais am Leipziger Platz sitzt. Auch in den anderen neuen Bundesländern, Sachsen und Thüringen ausgenommen, initiierte sie solche Arbeitsgemeinschaften.

Am heutigen 17. Juni zeichnet die Deutsche Nationalstiftung die ehrenamtlich arbeitenden „Freundeskreise der Schlösser und Gärten“ mit dem Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung aus.

„Endlich mal wieder ein Preis“, lächelt Sibylle Badstübner-Gröger, die mit 72 Jahren immer noch Seminare gibt. Für sie ist die Arbeit an der Hochschule auch eine gute Möglichkeit, Autoren zu finden für die Reihe „Schlösser und Gärten in der Mark“, die kürzlich mit einer Monografie über Schloss Meseberg die 100. Veröffentlichung zählte. Für die Studenten ist die Arbeit an einer solchen Publikation die ideale Kombination, um gleichzeitig einen Seminarschein zu bekommen und eine Veröffentlichung vorweisen zu können. Der Freundeskreis kann mit Hilfe der Publikationen die verborgenen Schätze der Mark einem größeren Publikum zugänglich machen.

Ein weiteres Mittel dafür sind die Exkursionen, die gern auch von Unternehmen als Betriebsausflüge gebucht werden. Mit dem Bus geht es zu vier oder fünf Schlössern und Herrenhäusern. Einschließlich Besichtigungen und Mittagessen kosten die Ausflüge 42 Euro für die rund 450 Mitglieder und 52 Euro für Nicht-Mitglieder. Zu den neuen Projekten des Freundeskreises gehören die Schlösser in der Neumark in Polen. Zusammen mit Andrzej Tomaszewski, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, gibt er seit zwei Jahren zweisprachige Publikationen heraus, zum Beispiel über Mehrenthin.

Sibylle Badstübner-Grögers persönlicher Favorit unter den Schlössern ist aber Groß Rietz, vor allem wegen der Stuckdecken. Dort einmal alle ihre Bücher aufzustellen, das wäre ein Traum. Natürlich hat sie auch jede Menge Sorgenkinder im Programm, Schlösser wie Heinersdorf, die praktisch unverkäuflich sind, weil die Treuhand das Grundstück zerlegt und zum Beispiel Seezugang und Nebengebäude einzeln verkauft hat.

Dass zu DDR-Zeiten manches verfallen ist, lag nicht nur am Geldmangel. Auch ideologische Gründe spielten eine Rolle. Es gab aber auch Häuser, die davon profitiert haben, dass sie zunächst als Flüchtlingsunterkünfte und später als Sanatorien benutzt wurden. „Wenig Geld ist auch ein guter Denkmalpfleger“, zitiert Sibylle Badstübner-Gröger einen alten Spruch. Wenig Geld bedeutet, dass die Substanz geschont wird. Inzwischen werden Schlösser auch aufwändig umgebaut, um Luxuswohnungen unterzubringen. Da werden etwa Luxusbäder eingebaut, die den Charakter der Häuser verändern. Wichtig ist für die Freunde der Schlösser vor allem eins: Der Bauherr muss Verständnis für die Geschichte des Ortes aufbringen, muss einfühlsam sein.

Promoviert hat die gebürtige Dresdnerin über die Bauplastik am Neuen Palais in Potsdam. Nach dem Mauerbau wurde ihr Institut aufgelöst, sie selber mit anderen Kollegen ins Zentralinstitut für Literaturgeschichte versetzt. Die Verbindungen blieben bestehen. Auch die Kontakte zur Denkmalpflege intensivierten sich. Trotz der vorhandenen guten Netzwerke müssen Menschen überzeugt werden, Geld, Zeit und Arbeit zu geben, um diese Kulturschätze zu erhalten: „Neue Helfer sind immer willkommen.“

Kontakt zum Freundeskreis gibt es telefonisch unter 88 41 21 41 oder im Internet unter www.deutsche-gesellschaft-ev.de

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