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© ddp

Neue Großhalle: O2-World: Party und Protest zur Premiere

Konzerthalle, Sportpalast und überall Bildschirme: An diesem Mittwoch wird die Arena am Spreeufer eröffnet. Den ersten Besuchertag hat sie allerdings schon hinter sich.

Was für ein lustiges Gewusel: Während das Team von Detlef Kornett von der Anschutz-Entertainment Group im Fünfminutentakt stundenlang Presseleute durch die O2-World führt, flitzen Hunderte von Kindern und Jugendlichen dazwischen. Alle geraten lachend, lächelnd, mitunter auch leicht gequält durcheinander und entwirren sich. Sie staunen gemeinsam über die schnieke neue Halle, die recht bequemen Stühle, die Umkleidekabinen, den eleganten Restaurantbereich, die großen Flachbildfernseher überall. Die ersten Gäste betrachten beeindruckt die „Premium-Bereiche“ mit ihrem modernen Mobiliar, nur die Suiten bleiben den Kindern verschlossen, was denen aber schnurzegal ist.

Hausherr Kornett hat zuvor in Begleitung von Jaime Smith vom Namensgeber O2 „den ersten öffentlichen Tag im Leben“ der Arena ausgerufen. Alle, vom kleinsten Kind bis zum Bürgermeister, freuen sich auf die O2-World, ruft Kornett. Ein Bürgermeister ist nicht dabei, um ihn zu bestätigen, dafür aber mehr als 600 Grundschüler, die nicht nur neugierig das Haus begutachten, sondern in der Arena lautstark Hockey und Basketball spielen, turnen, jonglieren. Damit ist erstmals Leben in die Bude gekommen. Wie eine kleine, völlig ungezwungen Olympia-Eröffnungsfeier sieht das aus. Die Schüler tragen, passend zur Hallenfarbe, blaue Trikots mit der Aufschrift „Fit-4-Future“, was ein Bewegungsprogramm ist , das von den Eishockey-Eisbären unterstützt wird. Mit den Basketballern von Alba veranstalten sie hier künftig ihre Heimspiele. Noch riechen die Umkleidekabinen nach Farbe.

Vielen Betrachtern, die zum ersten Mal die Halle von innen sehen, fällt die frische Helligkeit auf, das Foyer erinnert sie ein wenig an die Halle eines Flughafens, die Außenterrasse im ersten Stockwerk an die Reling eines Ozeandampfers, von dem aus ein weiter Blick von der Oberbaumbrücke bis zum Alex reicht. Die Spree lugt nur zwischen den Mauerresten der East Side Gallery hervor. In den Gängen rund um die Halle mit ihren bis zu 17 000 Sitz- und Stehplätzen sind überall Bildschirme angebracht, die künftig übertragen werden, was sich in der Arena abspielt. So, als müsste man erst gar nicht hineingehen. Der Raum für die Künstler, am Sonnabend kommt Herbert Grönemeyer, ist recht bescheiden eingerichtet. „ Viele Künstler bringen ihre eigenen Möbel mit“ sagt jemand vom Erklär-Team. Die Suiten, mit Sofa, Sitzgruppe, Fernseher und Kühlschrank ausgestattet, wirken eindrucksvoll. Gazprom hat eine gemietet, auch Visa oder Tiroler Nussöl. Bis 175 000 Euro kostet so ein Superlogenplatz im Jahr.

Wer gestern beseelt von ersten Eindrücken die schöne neue O2-World verlässt, sieht ernüchtert eine kleine Halle aus Pappe am Spreeufer stehen. Mediaspree-Gegner versenken sie. „Weg mit der Scheißhalle“, rufen sie, meinen die Große. Sie schimpfen auf die Privatisierung des Ufers, auf Großkonzerne.

Auf der großen Hinweistafel für Parkplätze auf der Mühlenstraße steht „gebührenplichtig“. Heute Abend wird die Halle offiziell eröffnet. Vielleicht schafft es das „f“ noch rechtzeitig zur Premiere.

Mehr über die O2-Arena erfahren Sie in der heutigen Beilage.

Christian van Lessen

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