zum Hauptinhalt
Kein Szene-Girl. Jessica Gall ist lieber im Tonstudio als in der Bar.

© Promo/G. Roske

Neues Album: Jessica Gall: Die jazzige Stimme der Stadt

Nein, ein typisches Szene-Girl ist Jessica Gall nicht. Jetzt kommt ihr neues Album "Little big Soul" – eine aufregende Mischung aus Jazz, Country und Pop.

Sie schlägt sich nicht jede Nacht in Bars um die Ohren. Das tut die Dreißigjährige bevorzugt im Tonstudio, wenn sie an einem neuen Album arbeitet. Denn ihrer professionellen Gesangskarriere ist die zweifache Mutter genauso verschrieben wie ihrer Familie. Am heutigen Freitag erscheint nun nach „Just Like You“ (2008) das neue Album, eine aufregende Mischung aus Jazz, Country und Pop mit dem Titel „Little big Soul“.

Mit einem Record Release Concert stellte Jessica neulich im BKA-Theater am Mehringdamm erstmals ihre neuen Songs vor. „Ganz in der Nähe begann vor gut zehn Jahren meine Karriere“, erzählt sie anschließend: „Im ehemaligen Bebop Jazz-Club.“ Doch die Wurzeln reichen weiter zurück: Beide Eltern waren Sänger, die Großmutter klassische Pianistin – Soundtrack ihrer Kindheit waren die Stimmen Aretha Franklins und Stevie Wonders. Mit zwölf Jahren verliebte sich Jessica in das Saxofon-Spiel, als sie bei einem TV-Auftritt Candy Dulfers erlebte: „Im selben Jahr lag eins unterm Weihnachtsbaum.“ Doch als sie zwei Jahre später für die Leadsängerin ihrer damaligen Band einsprang, leckte sie Blut: „Das Singen hat mich stärker berührt, man kann noch mehr ausdrücken.“ Ihre Ausbildung absolvierte sie an der Hochschule für Musik, Hanns Eisler, wo bereits ihr Vater und ihre Großmutter studiert hatten. Mittlerweile hat Jessica zwei Töchter, ihr Lebenspartner Robert Matt ist Produzent des aktuellen Albums.

Geboren in Friedrichshain, lebt Gall heute mit ihrer Familie südöstlich von Berlin. Aber in der Bergmannstraße zieht sie trotzdem weiter gerne um die Häuser: „Die Gegend ist ideal für Bar-Hopping.“ Verbunden fühlt sie sich auch dem Jazzclub A-Trane: Hier bekam sie bereits früh die Chance, ihr Können zu zeigen. Seither hat sich ihre Musik weiterentwickelt, weg von Cover-Versionen, hin zu eigenen Songs. Gall hat ihren Stil gefunden: „Das aktuelle Album kommt aus meinem Leben und aus meinem Herzen“, meint sie und nimmt ihre sechsjährige Tochter auf den Arm, die zum ersten Mal mit zum Konzert durfte – die kleine Schwester liegt bereits im Bett.

Entspannt klingt Gall nach dem Konzert, so wie auf der Bühne: „Sobald ich den ersten Ton singe, fühle ich mich geerdet.“ Da sind keine großen Gebärden, sie verlässt sich ganz auf ihre Stimme. Im weißen Kleid steht sie vor dem Mikrofon, als souveränes Zentrum der Band, die sie seit fünf Jahren begleitet. Am längsten dabei ist Pianist Bene Aperdannier, auch bekannt als musikalischer Leiter der Show „Gayle Tufts rockt!“.

Jessica Galls Konzept – starke Stimme, starke Texte – scheint überzeugend: „Little big Soul“ erscheint im Label Herzog Records, das auch Daniel Stelter und Jeff Cascaro unter Vertrag hat, für den Herbst ist bereits eine Deutschland-Tour mit 22 Konzerten angesetzt. Überzeugt scheint auch das Publikum, das sowohl im BKA-Theater wie auch beim Konzert neulich im Badeschiff mitgeht, bei gefühlvollen Songs wie „Breaking Waves“ ebenso wie bei schwungvollen Liedern à la „Saturday Night“. Warum sie ausschließlich englische Texte verfasst? „Ich kann in dieser Sprache gut meine Gefühle ausdrücken“, erklärt sie und lächelt dann schelmisch: „Und – im Ausland soll man mich ja schließlich auch verstehen.“

Myrta Köhler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false