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Stadtleben: Nicht die Bohne

Michael Michalsky entwirft Pullis für einen Kaffeeröster und Luxus für die eigene Kollektion. Sein erstes Parfüm soll Dahlem heißen

Ein Hochglanzmagazin nennt ihn Michi. Dem Regierenden Bürgermeister hat er bei einigen Arbeitsessen erklärt, warum Mode so gut nach Berlin passt. Deshalb durfte der Designer Michael Michalsky im Januar auch seine erste Kollektion im Roten Rathaus vorführen, mit Klaus Wowereit in der ersten Reihe.

Lustig ist, dass wir Michael Michalsky so gut kennen, bevor es überhaupt ein Stück seiner Modelinie zu kaufen gibt: Wir wissen aus diversen Interviews, dass er am liebsten Boxershorts und Jeans trägt, immer T-Shirts und wenn es kalt wird, streift er einen Pullover über.

Auch wenn es noch bis zum Herbst dauert, bis „Michalsky“ in den Läden hängt – von heute an kann man sich das Ergebnis eines anderen Projekts des Designers anschauen. Bei Tchibo liegen Tanktops, Polohemden, Boxershorts, Kapuzenpullover und T-Shirts, die den Markennamen Mitch & Co tragen. Revolutionär klingt das nicht – schließlich kaufen die meisten Kunden ja jetzt schon Eieruhren, Jogging-Klamotten und Unterhemden im Dreierpack beim viertgrößten Kaffeerösters der Welt.

Michalsky wird als eine Art Wunderheiler angeschlagener deutscher Firmen gehandelt. Das Image aufzupolieren, das hat er mit Adidas geschafft, wo er dafür sorgte, dass Turnschuhe heute zur Grundversorgung fast jeder Garderobe gehören. Vor einem Jahr reanimierte er die vor zwanzig Jahren in der Münchner Schickeria verortete Taschenfirma MCM und machte sie selbst für Hamburgerinnen wieder begehrenswert. Und jetzt ist eben Tchibo dran.

Michalsky ist überzeugt, dass Mitch & Co eine Marktlücke ist: Basics für junge Leute. „Die Schnitte sind schmal und die Stoffe 1-A-Super-Sahne. Ich mache das nicht nur als Job – ich liebe ja Basics.“ Wenn er nur nicht so im Stress wäre: Ein Interview nach dem anderen, in Berlin einen Termin im Rathaus, um mit Wowereit für die erste Berliner Fashion Week zu werben, dann zur Produktionsüberwachung nach Italien, um sich wenig später in Hamburg vor lauter glücklichen Tchibo-Mitarbeitern als einer der kreativsten deutschen Köpfe der internationalen Modeszene feiern zu lassen.

Also, wenn er mehr Zeit hätte, könnte er jetzt einen fünfstündigen Vortrag über den Unterschied zwischen einem T-Shirt und einem T-Shirt und einem T-Shirt halten. Das Geld, was er mit seinem Wissen darüber verdient, steckt er in die Entwicklung seiner eigenen Modelinien. Von denen gibt es gleich drei: Eine für Luxusbekleidung, eine für Jeans und eine für Sportswear. Auch hier ist Michalsky nicht alleine. Der Berliner Unternehmer Markus Höfel hat den Part des „kaufmännischen Strategen“ übernommen. Der Betreiber der Einstein-Kaffeehäuser lernte den Designer bei einem Abendessen in Berlin kennen. Da Höfels schon in New York erfolgreich das Designerduo Proenza Schouler unterstützte, war Michalskys Frage „Wollen wir ein eigenes Label gründen?“ gar nicht naiv gemeint und die knappe Antwort „Ja“ mehr investives Kalkül als eine Liebeserklärung.

So richtig bekannt geworden ist Michael Michalsky dann eigentlich erst, nachdem er seinen Wohnsitz von Nürnberg nach Berlin verlegte. Seither arbeitet er daran, sich als erster deutscher Designer aufzubauen, der von Berlin aus weltweit Erfolg haben wird. Immerhin möchte er möglichst viele Leute in seinen Sachen sehen.

Und es gibt noch etwas, was man über den 40-Jährigen wissen sollte: „Dahlem finde ich geil.“ Dort wohnt er. Und zwar so gern, dass er sagt: „Sollte ich mal ein Parfüm machen, ich würde es Dahlem nennen.“ Nur 15 Minuten weit weg lebt Wolfgang Joop, der so etwas wie Michalskys Designervater ist. „Er hat Leuten wie mir die Türen geöffnet“, sagt Michalsky über Joop. Weil er es als erster deutscher Designer verstanden hat, sich als mediales Event zu inszenieren. Das gehört heute in der Mode dazu, das wollen die Leute.“

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