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Ökowerk: Die grüne Basis am Teufelssee

Im Ökowerk wird drinnen die Natur erklärt, die draußen live zu erleben ist. Am Sonntag feiert die Einrichtung im Grunewald ihr 25-jähriges Bestehen.

Hartwig Berger hätte wirklich gern ein großes Geburtstagstransparent an den alten Schornstein gehängt. Aber nachdem jetzt endlich ein Turmfalke in den vor Jahren aufgehängten Kasten eingezogen ist, hat der Vorsitzende des Ökowerk-Vereins die Idee mit dem Banner verworfen.

Es gibt in Berlin nur wenige so idyllisch gelegene Immobilien wie das Ökowerk am Grunewalder Teufelssee, dessen 25. Geburtstag am Sonntag gefeiert wird. Hinter dem 140 Jahre alten Backsteingemäuer drängelt sich gerade eine Horde Grundschüler um einen Teich. Manche der Kinder sehen den ersten Frosch ihres Lebens. Wenn sie ruhiger wären, könnten sie vielleicht auch erleben, wie sich eine der drei Dutzend Ringelnattern vom Gelände den Frosch schnappt. Drinnen, wo im alten Kesselhaus eine Ausstellung mit Fotos vom Gelände aufgebaut wird, ist eine der Schlangen im Großformat zu sehen.

Im Ökowerk wird die Natur drinnen erklärt und ist draußen live zu erleben. Deshalb wurde auch der Streichelzoo wieder abgeschafft. „Der lenkt eher ab von dem, was die Natur zu bieten hat“, sagt Andreas Meißner. Er ist als Geschäftsführer vor allem fürs Management der Einrichtung zuständig, die aus dem Protest umweltbewegter Berliner entstanden ist und ziemlich lange gebraucht hat, um zu sich selbst zu finden. Erst ging es darum, das 1969 stillgelegte Wasserwerk mit seiner gewaltigen Dampfmaschine vor dem Verfall und den kleinen Teufelssee vor dem Bau eines großen Spaßbades zu bewahren. Dann kam die Wende, die die Naturfreunde ins weitläufige Umland lockte statt ins umzäunte Naturkonzentrat des Ökowerkes, in dem Bienenvölker neben Fledermäusen, Gartenkräutern und Kartoffeln gedeihen. Zeitweise wurde von Natur auf Esoterik umgesattelt, erzählt Meißner im Garten, während hinter ihm eine Maus zwischen Kellerluke und Gebüsch pendelt. Aber das habe weder die Besucherzahl erhöht noch der Naturschutzbehörde beim Senat zugesagt, die die Hälfte zum Jahresetat von etwa 360 000 Euro beisteuert.

Das Budget reicht gerade, um an jedem Wochenende Programm zu machen und etwa 50 000 Besucher im Jahr zu locken. Schulklassen, die die Hauptkundschaft stellen, müssen Monate auf einen Termin warten. Wenn sich die Chefs zum Geburtstag etwas wünschen dürften, wären es vor allem mehr Umweltpädagogen. Oder wenigstens ein Personalstamm, der nicht jährlich wechselt, weil das jeweilige Förderprogramm vom Amt ausläuft oder das Freiwillige Ökologische Jahr vorbei ist. Auch dass der Verein keine Gewinne machen darf, weil sonst das Land den Zuschuss entsprechend kürzt, hält Meißner für eine unglückliche Konstruktion.

Die Neugier der Stadtmenschen auf die Natur hat nach Meißners Eindruck nicht nachgelassen, aber das Erlebnis muss – vor allem für Kinder – in möglichst gut verdaulichen Portionen serviert werden. „Der zweitägige Insektenbestimmungskurs läuft gar nicht“, sagt er. Deshalb gibt’s auch am Sonntag ein gut portioniertes Programm: Ein 15 000 Liter großer Ballon illustriert die Menge des Kohlendioxids, das der Durchschnittsdeutsche täglich in die Luft bläst. Im alten Wasserspeicher mit dem bombastischen Echo wird Didgeridoo gespielt. Wenn die Sonne scheint, gibt’s heiße Würstchen aus der Solarküche. Und wenn nicht: Kalte schmecken auch. Stefan Jacobs

Frühlingsfest im Ökowerk am 2. Mai von 11–18 Uhr. Eintritt: 2 €, ermäßigt: 1 €. Teufelsseechaussee 22 (ca. 1,5 km vom S-Bhf. Grunewald., keine Busverbindung).

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