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Berlin, Schloss Schönhausen, Außenansicht der Ostfassade.

© Hans Bach, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg

Pankow: Rokoko und Kalter Krieg

Das Schloss Schönhausen wird am Sonnabend nach fünfjähriger Sanierung neu eröffnet. Die Besucher erwartet eine Mischung aus barockem Prunk und DDR-Architektur, denn in der ersten Etage residierten einst Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht.

Wenn ein königliches Sommerschloss nach fünfjähriger Restaurierung mitten im Winter eröffnet wird, müssen sich die Neugierigen buchstäblich warm anziehen. Schließlich gibt es im nun wieder in alter Pracht erstrahlenden Schloss Schönhausen im Berliner Nordosten keine Heizung. Einst für Königin Elisabeth Christine, die Gattin Friedrichs II., erbaut, behebergt das Anwesen zwar einige schöne Kamine. „Aber die waren höchstens an einigen kühlen Septembertagen in Betrieb“, sagte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Professor Hartmut Dorgerloh, während eines ersten Rundgangs am Donnerstag. „Die 1797 verstorbene Königin verbrachte immerhin 50 Jahre im Haus, aber nur im Sommer.“ Die Kühle sei gut für die ausgestellten Kunstwerke, aber die Besucher müssten eben ihre Mäntel anbehalten.

Dennoch macht sich der Stiftungschef um die Anziehungskraft des nunmehr 25. Schlosses in Berlin und Brandenburg unter seiner Obhut keine großen Sorgen. „Es ist eines der wenigen erhalten gebliebenen Barockgebäude Berlins, das besonders im 20. Jahrhundert zur Kulisse von deutscher und internationaler Politik wurde“, meinte Dorgerloh. Hier habe sich zwischen 1949 und 1989 nicht nur die DDR-Führung nach außen und innen inszeniert. In der angrenzenden Präsidialkanzlei seien mit dem Runden Tisch zur Wendezeit und den Zwei-plus-Vier-Gesprächen 1990 wichtige Schritte zur deutschen Einheit besprochen worden.

Tatsächlich war es nicht unumstritten gewesen, die erste Etage in den Zustand der DDR-Zeit zu versetzen. Hier residierten die von Konrad Adenauer im Kalten Krieg verächtlich als „Machthaber in Pankoff“ bezeichneten Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht von 1949 bis 1964, ehe das Schloss danach als Gästehaus der DDR-Regierung diente. Die Möbel des ehemaligen Arbeitszimmers des ersten DDR-Staatspräsidenten Wilhelm Pieck wurden aus dem Depot des Deutschen Historischen Museums nach einer Restaurierung wieder nach Pankow gebracht.

Nach dem Abriss des Außenministeriums und des Palastes der Republik sowie der Privatisierung des Staatsratsgebäudes in Mitte ist das für insgesamt 8,5 Millionen Euro hergerichtete Schloss nunmehr der einzige authentische Ort, wo die Darstellung der DDR-Führung erlebt werden kann. Im großen Festsaal, von Professor Hartmut Dorgerloh immerhin als „schönstes Rokoko-Schmuckstück Berlins“ bezeichnet, konstituierte sich am 12. Oktober 1949 der erste Staatsrat.

Doch auf dem Rundgang finden sich auch viele andere Exponate. Etwa zahlreiche Kunstschätze der preußischen Adelsfamilie Dohna, die den Vorgängerbau des Schlosses im 17. Jahrhundert errichten ließ. Sie stammen aus dem ostpreußischen und inzwischen abgerissenen Schloss Schlobitten. Der Rokoko-Saal kann gemietet werden – ohne Heizung versteht sich. Claus-Dieter Steyer

Schloss Schönhausen, Tschaikowskistraße 1, ab Sonnabend täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: sechs, ermäßigt fünf Euro. Auskünfte unter 0331/96 94 200 oder im Internet unter www.spsg.de.

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