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Parochialkirche: Das ist Spitze

Die Parochialkirche an der Klosterstraße soll bis 2011 wieder ihre ursprüngliche Turmspitze erhalten. Nachdem das Wiederaufbauprojekt vorgestellt worden ist, sollen nun Spenden gesammelt werden.

Ist der Vergleich despektierlich? Aber die barocke Parochialkirche an der Klosterstraße sieht nun mal aus wie ein abgebrochener Riese. Viele Berliner und Touristen glauben, das müsse so sein. Stimmt aber nicht. Bis zu einem Luftangriff 1944, der die Kirche für lange Zeit zur Ruine machte, hatte der Bau einen hohen Turm. Der soll nun wieder aufgesetzt werden, mit Glocken- und Uhrengeschoss, mit Pyramide, Holzspitze, einer Kugel und einer Sonne obendrauf. Der Verein "Denk mal an Berlin“ will mit Spenden die markante Kirche bis 2011 wieder komplettieren, ach was: "bekrönen“.

Im Turmsaal stellten am Mittwoch der Vereinsvorsitzende Hans Wall und Kulturstaatssekretär André Schmitz (er gehört zum Kuratorium) das Wiederaufbauprojekt vor. Auch Landeskonservator Jörg Haspel war dabei. Der Verein will sich gemeinsam mit der St.-Petri-St.-Marien-Gemeinde nun vorrangig um den Wiederaufbau des Turms kümmern und dafür eifrig Spenden sammeln. Mit Baukosten von 2,3 Millionen Euro wird gerechnet. Ein Holzmodell war schon im Turmsaal aufgebaut, um Vorfreude zu entfachen.

"Ein Juwel Berliner Barockbaukunst"

Errichtet werden soll der Turm in enger Zusammenarbeit mit dem Oberstufenzentrum Bautechnik (Knobelsdorffschule), der Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Bildungsverein Bautechnik. Der Turm ist auch ein Ausbildungsprojekt. Mit dem Parochialkirchturm, so Unternehmer Wall, erhalte die Stadt in ihrer alten Mitte einen ihrer schönsten Kirchentürme und ein historisches Wahrzeichen wieder. "Ein Juwel Berliner Barockbaukunst wird wieder den Klang von 37 Glocken aussenden.“ Schmitz sprach von einem wichtigen Wiederaufbauprojekt der Stadt, mit dem endlich begonnen werden könne.

Die Kirche war 1703 im Klosterviertel als Stadtkirche für die reformierte Gemeinde eingeweiht worden. Parochie – das hieß Pfarrbezirk. Das Gebäude gilt als erster barocker Kirchenbau von Rang in Berlin, die Eingangsfassade wurde besonders gerühmt, wie Baumeister Johann Arnold Nering, dessen Schüler Martin Grünberg das Werk vollendete. Die obeliskartige Turmspitze von Philipp Gerlach kam etwas später aufs Haus. König Friedrich-Wilhelm I. stiftete das Glockenspiel. Das verstummte dann im Krieg.

In den neunziger Jahren wurde das Äußere des Kirchenbaus vom Architekten Jochen Langeheinecke wieder hergestellt. Jetzt kommt der krönende Abschluss. Hat der Verein mit seinen 220 Mitgliedern bei der Spendenaktion Erfolg, erhält die Stadt in zwei, drei Jahren ein Stück ihrer alten Silhouette zurück. Dann ist die alte Parochialkirche im Herzen des alten Berlin auch wieder von weitem zu sehen, nicht so geduckt und "abgebrochen“ wie heute. C. v. L.

Weitere Informationen unter www.denk-mal-an-berlin.de

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