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PARTY Gänger: Tresor

17 Jahre gibt es das Tresor mittlerweile. Seit einem Jahr in neuer Behausung. Zeit sich umzusehen ob es schon Verschleißerscheinungen gibt und ob der legendäre Party-Tempel seinem Ruf noch gerecht wird.

Jetzt gibt es das Tresor in der Köpenicker Straße seit fast einem Jahr. Der alte Club war eine Legende, der neue lebt von dessen Ruf. Ein Uhr nachts, der Club sieht von außen aus wie ein Riesencontainer. Die Schlange ist noch nicht lang, zehn Minuten vielleicht, aber es reicht für ein paar Beobachtungen. Erstens: Die meisten müssen ihren Perso am Eingang vorzeigen. Zweitens: Cliquen erkennt man am gleich geföhnten Pony. Drittens: Die wenigsten hier sind Berliner. Das könnte auch eine Schlange bei Easyjet sein. Aber alle kennen das Tresor. Vom Hörensagen. Die Legende eröffnete 1991 in der Leipziger Straße im ehemaligen Tresorraum des Kaufhauses Wertheim. Eine Kammer aus den 20er Jahren mit Schließfächern und Gittern davor. Die Gründer ließen alles, wie es war, stellten ein DJ-Pult herein, und fertig war einer der ersten Techno-Clubs Berlins. Im Mai 2005 riss man das Kaufhaus ab, Tresor-Partys gab es nur noch zu Gast in anderen Clubs. Bis sie das alte Heizkraftwerk fanden. Zur Eröffnung musste man die Straße sperren, so groß war die geladene Gästemeute.

Hinauf oder hinunter? „Unten ist originaler“, sagt der Fotograf. Also die Stufen hinab in den Keller. Eisentür auf, im Gang ist es kalt. „Uaaah“, macht da einer auf Geisterbahn, und die Jungs kichern. Dann ist man im Tanzraum. Der Nebel steigt zwischen den Betonsäulen auf, große schwarze Boxen stapeln sich bis unter die tief hängende Decke, das DJ- Pult ist hinter Gittern. Ein bisschen disneylandmäßig kommt es einem schon vor. Die Jungs und Mädels, die da technotypisch auf der Stelle treten, tanzen wie Statisten: tipp, tapp, Fuß nach vorn und nach hinten, ein paar stellen sich auf die Podeste und rudern mit den Arm.

Im Raum oben sieht es eher nach klassischer Tanzhalle aus. Viel Platz, geschwärzte Wände, ein paar Sitzecken an den Seiten und eine lange Bar. Auch hier wird eifrig teilnahmslos getanzt, der Blick geht ins Weite, es sei denn, es wird gerade ein Foto gemacht. Zur Erinnerung an einen krassen Partyabend. „Did you get that?“, fragt das Mädchen im Trägerhemd den Typen, dem sie ihre Kamera gegeben hat. „Yeah, cool“, sagt er und schaut auf das Display. Er wäre wohl lieber selbst mit drauf gewesen. Der Nächste hat mehr Glück. Er darf nicht nur Fotos machen, sondern den beiden Berlin erklären. „Supercool in Berlin, supercoole Stadt, geiler Laden“, sagt er. Dann verteilt er eine Runde Kurze in kleinen Plastikbechern. Die Nacht beginnt. Am Rosenthaler Platz soll übrigens bald ein Easyjet-Hostel entstehen, ein paar hundert neue Betten. Wofür eigentlich? Einmal Party machen und zurück. Reicht doch. Johanna Lühr

Köpenicker Straße 70 in Mitte, ab 23 Uhr, Programm und Infos findet man im Internet unter www.tresorberlin.de

Johanna Lühr

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