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Partygänger: Silverwings

An einer kleinen Ecke des Flughafens Tempelhof geht der Betrieb ganz normal weiter: im Club Silverwings. Der ehemalige Offiziersclub ist auf dem eineinhalb Kilometer langen Gebäude gar nicht so leicht zu finden.

Der Flughafen wird geschlossen, der Club darin bleibt. Jetzt wird es Zeit für alle, die das „Silverwings“ noch nicht kennen.

Der Club trägt seinen Namen seit 1948. Damals war er ein amerikanischer Offiziersclub, das Bier kostete 25 Cent, die Piloten spielten im Kasino, und vor der Tür warteten blonde Berlinerinnen. So manches Pärchen, das sich hier kennenlernte, lebt heute verheiratet in Zehlendorf. Anfang der 90er schlossen die Amerikaner den Club, Ende der 90er eröffnete ein Holländer. Der Name ist geblieben.

Nur finden muss man ihn erstmal. Das Flughafengebäude ist schließlich über einen Kilometer lang. Und der schlichte rote Schriftzug am Hintereingang des Flughafenhangars springt einem nicht unbedingt von Weitem ins Auge. Innen ist ein langer Korridor, an dessen Seiten noch die Einbuchtungen der Wechselstuben zu sehen sind. „Das war’s dann aber auch schon mit Nostalgie“, sagt der Besitzer. Dass der Flughafen geschlossen wird, mag er nicht bedauern. Im Gegenteil, drei Kreuze schlage er, jetzt könnten die anderen leer stehenden Räume endlich vermietet werden. „Von der Bergmannstraße bis zum Columbiadamm: Das wird der neue Kiez!“ Bislang steht er damit noch auf verlorenem Posten. Zufällig kommt hier keiner vorbei.

Die Gäste sind jung und kennen das Programm. Mal Eis-am-Stiel-Party, mal Soul, mal Rock. Heute Abend ist das Motto irgendwie schwarz. Glänzend Schwarz tragen die Jungs in dem hinteren Diskoraum, eher ausgewaschen in dem Raucherzimmer. Die einen haben sich die Haare nach oben gesprayt, die anderen ein Gummiband um den dünnen Zopf gebunden. Aber der Sonnabend eint sie alle: bloß nicht zu Hause bleiben.

Auf der Tanzfläche steigt Nebel auf, an der Bar gibt es Bier und Cocktails, in der Sitzecke knutscht ein Paar. Das Mädchen filmt währenddessen mit ihrem Handy am ausgestreckten Arm das Ereignis. Als sie fertig ist, zeigt sie ihrem Freund die Kuss-Wiederholung. Der scheint zufrieden. Nur der Dritte in der Runde guckt weg, Richtung Bar, wo zwei Mädchen an ihren Cocktails nippen. Die haben gerade den Fotografen im Visier. So ein Paparazzo, der hat schon was. Aber da ist er auch schon weg. Der DJ spielt jetzt ein Lied mit dem Refrain „I hate Berlin“, die Mädchen verschwinden auf der Toilette. Eben noch kurz mal den Lidstrich nachziehen. Johanna Lühr

Silverwings, Columbiadamm 8-10, Freitag und Sonnabend ab 22 Uhr. Diesen Freitag ist Halloweenparty.

Johanna Lühr

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