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speed racer

© dpa

Premiere: Mit Tempo 600 in die Steilkurve

Am Potsdamer Platz feierte die Comic-Adaption "Speed Racer“ mit Emile Hirsch, John Goodman und Susan Sarandon Premiere. Auch die berühmt-berüchtigte Avus-Steilkurve kehrte für einen Abend zurück.

Der Niedergang des Berliner Motorsports kam in kleinen Schritten, mit dem Abriss der berühmt-berüchtigten AvusNordkurve 1967 als gravierendem Einschnitt. So muss es Rennenthusiasten wie eine unverhoffte Genugtuung erscheinen, dass die Stadt nun doch wieder eine Steilkurve bekommen hat, wohldosiert geschwungen, auf dass nicht erneut PS-Geschosse oben aus der Bahn fliegen.

Eine Attraktion freilich nur für einen Abend, samt zweier Rennwagen Kulisse für die gestrige Europa-Premiere von „Speed Racer“ im Cinestar am Potsdamer Platz. An sich recht unpraktisch für diesen Zweck: Zwar taugt die Piste als Hintergrund spektakulärer Premierenbilder; große Teile der jenseitigen Platzhälfte unterm Sony-Zeltdach aber schirmte sie unüberwindbar vom roten Teppich ab. Der Platz für die Autogrammjäger reichte dennoch aus. Gesittet warteten sie auf die Ankunft der Stars, ohne Kreischorgien, wie man sie dort auch schon erlebt hat. Die Wachowski-Brüder, berühmt für ihre „Matrix“-Serie, liefen zwar, obschon anwesend, nicht über den Teppich, die Produzenten Joel Silver und Grant Hill hatten aber nichts dagegen, und schon gar nicht zierte sich die Darsteller-Riege, vorneweg Emile Hirsch als Titelheld, Christina Ricci, John Goodman, Susan Sarandon, Kick Gurry, Cosma Shiva Hagen, Ralph Herforth und Jana Pallaske. Auch unter den Gästen tauchte einige Prominenz auf, von Oliver Kalkhofe über Jasmin Tabatabai und Detlef Buck bis zu Tom Tykwer.

Speed Racer ist, obschon auf der großen Leinwand Debütant, auch hierzulande kein Unbekannter. Entstanden ist die Figur aus einer Manga-Heftreihe, die 1967 – dem Todesjahr der Avus-Steilkurve! – fürs japanische Fernsehen adaptiert wurde und wenig später bearbeitet über die US-Bildschirme flimmerte. 1971 war die Serie erstmals in der ARD zu sehen, wurde dort als angeblich zu brutal bald wieder abgesetzt und wechselte später zu RTL.

Mit traditionellen Rennfahrerepen wie „Le Mans“ oder „Driven“ hat der Wachowski-Film nur noch wenig zu tun. Die Geschichte handelt von Speed Racer, dem besten Fahrer in der imaginären World Racing League. Ein Aufrechter in einer korrupten Rennwelt, Hoffnung seiner Familie, die sich nur mühsam gegen die übermächtigen Gegner behaupten kann. Die Naturgesetze spielen in den Rennszenen längst keine Rolle mehr, entstanden ist ein Rennstil, den die Regie-Brüder vielsagend „Car-Fu“ nennen, dies alles halb im Retrolook der sechziger Jahre, halb im Stil eines überhitzten Turbofuturismus gedreht.

Der gestrige Abend bedeutete auch einen Triumph für Studio Babelsberg. Nach „V for Vendetta“ ist „Speed Racer“ der zweite Wachowski-Film, der in dem traditionsreichen Potsdamer Studio gedreht wurde. Anfang Juni 2007 begannen die Dreharbeiten, damals hatten Journalisten erstmals Gelegenheit, einen Blick auf den „Mach 5“ zu werfen, das über 600 km/h schnelle Rennkraftwerk des Titelhelden, das auch gestern vor dem Kino stand. Im Film mit diversem technischen Spielzeug ausgestattet, in der Realität freilich kann man ihn nur schieben: Bei all den Rennen wurde kein Tropfen Benzin vergeudet, wie die Luftkampfszenen in „Der Rote Baron“ entstanden die Actionsequenzen in „Speed Racer“ per Mausklick. Immerhin waren die Wagen beim Drehen auf einer Kippbühne befestigt, die alle Bewegungen simulierte: Wie in einem Karussell wurde man hin- und hergeworfen, erzählte Jana Pallaske auf dem roten Teppich.

Nach „Iron Man“ vor einer Woche feierte nun also erneut ein Filmheld mit Comic-Vergangenheit Premiere in Berlin, und selbstverständlich ließen die Darsteller auch diesmal wieder im Vorfeld wissen, dass sie mit ihrer Figur aufgewachsen seien, erinnern sich gar wie der Hauptdarsteller Hirsch an jede einzelne Folge. Die Serie hat er angeblich immer morgens gesehen – beim Verzehren seiner Cornflakes.

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