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Sex and the City

© Warner

Promi-Besuch: Stöckelnd durch die Stadt

Die US-Serie startet im Kino, die Darstellerinnen kommen am Donnerstag zur Premiere des Films. Wie viel "Sex and the City" steckt in Berlin?

„Sex and the City“ ist nicht nur eine Serie. Sondern ein Bekenntnis zum Leben in der Großstadt – das turbulent, aufregend und ganz schön oberflächlich sein kann. Drei Jahre nach der letzten Fernsehstaffel kommt nun der Kinofilm, und die vier Hauptdarstellerinnen reisen zur Premiere an. Am Donnerstag laufen sie im Cinestar am Potsdamer Platz über den roten Teppich. Ob es ihnen hier gefallen wird? Und überhaupt: Wie viel „Sex and the City“ steckt in Berlin?

Es gibt einen Ort in der Stadt, der sieht aus, als hätte ihn der Drehbuchschreiber der Serie persönlich erfunden. Das Solar in der Stresemannstraße ist Restaurant, Lounge und Club in einem, es liegt hoch oben im 17. Stock, schon die Fahrt im verglasten Außenaufzug ist spektakulär. Oben gibt’s Hängeschaukeln, Sitzbetten und andere Designermöbel, der DJ spielt angenehme elektronische Musik. Das Solar ist so stilsicher, es verzichtet sogar auf Proleten-Türsteher. Das beste ist aber der Blick auf die nächtliche Stadt. Wer das sieht, wird nie wieder grübeln, ob Berlin nun eine Metropole ist oder nicht.

Wenn es im Solar zu voll ist, würden Carrie Bradshaw, die Hauptfigur der Serie, und ihre Freundinnen in die City- West fahren. Denn dort hat Anfang des Jahres ein zweiter „Sex and the City“-würdiger Club eröffnet: die Puro- Lounge, im 20. Stock des Europa-Centers.

Auch bei den Restaurants kann Berlin mit Manhattan, dem Original-Schauplatz der Serie, durchaus mithalten. Spielten Carrie Bradshaws Abenteuer an der Spree, würde sie das Borchardt aber sicher links liegen lassen. Das wäre ihr zu angestaubt. Stattdessen ginge sie ins deutlich coolere Grill Royal weiter nördlich in der Friedrichstraße, mit Spreeblick, ausgestopftem Deko-Fasan und Szenepromis. Danach vielleicht noch einen Abstecher in die Victoria Bar in der Potsdamer Straße. Denn hier gibt es – das sagen Experten – den besten Cosmopolitan der Stadt. Das ist Carries Lieblingscocktail.

Klar, ihre berühmten Sex-Kolumnen würde Carrie Bradshaw im Sankt Oberholz in der Rosenthaler Straße schreiben. Dem Café mit extraleistungsstarkem WLAN, in dem tagsüber die jungen Kreativen ihren Milchkaffee bestellen und auf mitgebrachten Laptops an Romanen, Blogs oder anderen sogenannten Projekten arbeiten. Eine Kolumne, wie Carrie Bradshaw sie über Sex und Beziehungen in New York schreibt, könnte Berlin gut gebrauchen. Nicht, dass es kein Nachahmer versucht hätte, aber die Ergebnisse waren erbärmlich. Trost findet nur, wer freitags um 19 Uhr Radio Paradiso einschaltet. Da läuft die Sendung „Sex mit Seele – Berlins einzige Radioshow für erfüllten Sex“. Die Moderatorenstimme klingt vertraut: Sie gehört Irina von Bentheim, die Carrie Bradshaw ins Deutsche synchronisiert.

Zwei weitere Koordinaten im „Sex and the City“-Universum: das Einkaufen von Luxusklamotten und das Überziehen aller vorhandenen Kreditkarten. Beides ist prima am Kurfürstendamm zu erledigen, wo die Edelboutiquen von Louis Vuitton, Gucci und Valentino sind. Und natürlich Chanel. Wenn Carrie Bradshaw etwas ernst ist, schwört sie schließlich nicht auf Gott oder Mutter, sondern auf Chanel. Ob ihr der Kurfürstendamm reicht?

Nein, sie würde garantiert einen Abstecher in die Friedrichstraße machen. Weil es nur hier, im Quartier 206, Manolo Blahniks gibt, die Designer-Stöckelschuhe, extravagant und teuer, manche mit Zwölf-Zentimeter-Absätzen. Schon Lady Di und Bianca Jagger waren nach denen verrückt, aber erst der fiktive Schuh-Tick der New Yorker Serienheldin hat Manolo Blahnik berühmt gemacht. Das Quartier 206 bietet derzeit 80 Modelle, das günstigste für 500 Euro, das mit Krokodilleder für fast 2400. Immerhin: Das Modell „Hande“, das auch im Film zu sehen ist, gibt es für 700 Euro.

Während sich Carrie also downtown erfreut, wäre ihre Freundin Samantha Jones uptown auf der Suche. Genauer: in Prenzlauer Berg. Seriengucker wissen: Samantha ist „pro-sexuell“, nach ihrer Definition heißt das: Sie probiert alles einmal aus. Dafür gibt es den Frauenerotikladen La Luna in der Dunckerstraße. Er führt essbare Massageöle, Schokoladenkörperfarbe und allerhand Vibratoren mit Ausbuchtungen und Extrawölbungen, bei denen Männer lange grübeln können, wofür die wohl jeweils gut sind. Im La Luna – auch das ist eine Parallele zur Serie – hat Sex nichts Peinliches oder Anrüchiges. Deshalb ließ die Betreiberin normale Schaufenster einsetzen statt des sexshopüblichen Sichtschutzes. Apropos Erotik: Wo würde Carrie wohl ihre Männer finden? Mr. Big, den steinreichen Geschäftsmann, träfe sie womöglich im „Berlin Capital Club“ am Gendarmenmarkt. Und Aidan, den Künstlertypen, der liebenswert ist, aber doch nie mit Mr. Big mithalten kann? Vielleicht im „Club der polnischen Versager“.

Und dann gibt es da noch die Hamptons. Die kleinen Ortschaften im Grünen, 130 Kilometer von New York entfernt, in denen sich Manhattans Yuppies vom Großstadtstress erholen. Jede Metropole braucht so einen Ort zum Regenerieren.

Und so kommt man nicht umhin, sich zu fragen: Wo liegen Berlins Hamptons? In der Uckermark? Im Oderbruch? Nein. Berlins Yuppie-Szene fährt an Wochenenden an die Ostsee. Am liebsten auf die Halbinsel Darß. Da kann man herrlich am Strand spazieren und darüber tratschen, wie hysterisch es in Berlin zugeht. Und sich heimlich darauf freuen, dass der Trubel am Montag wieder losgeht.

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