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Stadtleben: Rechnung ohne den Wirt gemacht

Gourmet-Tour-Veranstalter sitzt wegen Zechprellerei in Untersuchungshaft

Das Konzept der „Gourmet-Tour“ oder „Gourmet-Safari“ ist erfolgreich und wird von verschiedenen Veranstaltern in Berlin praktisch ständig angeboten, seit es im Rahmen des inzwischen verschwundenen Davidoff-Festivals in den 90er Jahren erstmals ausprobiert wurde.

Einer dieser Veranstalter, der 40-jährige Andreas H., hat sich allerdings nach Aktenlage nicht damit begnügt, auf diesem Wege normale Geschäfte zu machen: Er wurde seit einiger Zeit per Haftbefehl gesucht und sitzt seit dem vergangenen Donnerstag wegen Zechprellerei in Untersuchungshaft. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbsmäßigen Betrug in 25 Fällen vor. Der Schaden soll mindestens 40 000 Euro betragen.

Eine Gourmet-Tour geht so: Der Veranstalter lädt seine Gäste in einen Bus und klappert über Stunden vom späten Nachmittag bis in die Nacht mehrere Restaurants, Kneipen und Bars ab. Im ersten Betrieb gibt es Aperitif und Häppchen, im zweiten ein oder zwei Vorspeisen, im dritten den Hauptgang, eventuell auch Desserts. Zum Abschluss ist meist ein Absacker in einer mehr oder weniger glamourösen Bar vorgesehen – eine reizvolle Sache für begüterte Gäste, die so mit wenig Zeitaufwand einen Blick in mehrere Restaurants nacheinander werfen können und je nach Angebot auch noch eine Stadtführung geboten bekommen.

Doch so eine Tour kann pro Person leicht 250 Euro kosten, eine Verlockung für windige Geschäftemacher. Andreas H. soll sowohl Wirte als auch seine Kunden und zudem einen Busunternehmer geschädigt haben. Holger Zurbrüggen zum Beispiel, Patron und Chefkoch im Restaurant „Balthazar“ am Kurfürstendamm, hatte wohl zwischen 2006 und 2008 vier Gruppen von Gästen verköstigt, dafür aber nie Geld gesehen; allein sein Schaden belaufe sich auf 5000 Euro. The Duc Ngo, Chef des „Shiro I Shiro“ in Mitte, sei auf den Zutaten sitzen geblieben, die H. für einen Besuch mit 50 Personen bestellt haben soll. Doch diese Gäste sind wohl nie bei ihm angekommen. Zudem seien wegen der frei gehaltenen Plätze weitere Verluste entstanden. Das Luxusbusunternehmen „Z Mobility“, das die Gäste beförderte, blieb offensichtlich auf Rechnungen über rund 7000 Euro sitzen, und mehrere Gourmet-Touristen sollen schließlich vorab für die Teilnahme an Touren bezahlt haben, die nie stattfanden – der Schaden summiert sich auf weitere 5000 Euro.

Über H., der sich als studierter Jurist ausgab und gern im Porsche für Fotos posierte, ist wenig bekannt – er soll die Gastronomie von innen als Hilfskoch kennengelernt haben. bm

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