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Stadtleben: Reise ins Ich

Jodie Foster stellte ihren neuen Film vor – in ihren Rollen, so sagt sie, sucht sie sich selbst

Warum eigentlich fällt unseren Reklame-Profis so etwas nicht ein? Berlin – „die romantischste Stadt der Welt“. So hatte Jodie Foster schon am Donnerstagabend im Cinestar geschwärmt, anlässlich der Europapremiere von „Die Fremde in dir“, und auch zu Beginn der Interviewrunde an diesem Freitagvormittag im Adlon wird sie erst manches Nette zu der Traumstadt an der Spree sagen, später auch versichern, dass sie doch hoffe, ihren lange geplanten Leni-Riefenstahl-Film dann einmal in Berlin zu drehen, übrigens nur als Hauptdarstellerin. Regie? Nein, dabei nicht, die Rolle sei so schon schwer genug.

Ein ungewohnter Anblick: Jodie mit Brille. Sieht man nicht oft, obwohl sie ihr nicht schlecht steht, der zierlichen Person mit dem fein geschnittenen Gesicht noch eine Spur Intellektualität mehr gibt, wovon sie doch schon reichlich hat.

Und so weist sie auch die erste Frage, ob ihr Film nicht fast ein Remake von „Ein Mann sieht rot“ mit Charles Bronson sei, nicht einfach zurück, verharrt auch nicht auf der Verteidigungslinie von Regisseur Neil Jordan („Habe ich nie gesehen“), sondern greift weit zurück in die Menscheitsgeschichte. Ein Genrefilm, das schon, aber das Thema der Rache sei tausende von Jahren alt, behandelt schon in antiken Tragödien und eben auch in zahllosen Filmen.

Ihr Interesse galt vor allem der moralischen Frage, die mit dieser Geschichte der Radiomoderatorin Erica Bain verbunden ist, die Opfer brutaler Gewalt wird und zur Pistole greift, um Rache zu nehmen. Und um ihre Furcht zu bekämpfen, die übermächtig wurde, als sie den Geliebten, ihren einzigen Halt in der Welt, bei einem Überfall verlor. Eigentlich seien das Fragen, die sie seit je interessiert haben, nur bevorzuge sie, je älter sie werde, die gebrochenen Figuren, deren Charaktere nicht einfach schwarz oder weiß sind, taste sich zu den dunkleren Fragen vor.

Aber sie analysiert in ihrem Spiel nicht allein fremde Figuren, in die sie hineinschlüpft, sondern dies ist zugleich „meine Möglichkeit, mehr über mich herauszubekommen“. Und wenn man unter den vielen Rollen eine Gemeinsamkeit suche: „Ich habe nie eine schwache Person gespielt.“

In ihrem neuen Film sieht sie nicht nur eine individuelle Studie über das Monströse, das verborgen in uns steckt, das Fremde in uns. Es ist zugleich „ein realer sozialer Kommentar“ über die Zeit nach dem 11. September, über die Gesellschaft, die New York als „die sicherste Stadt der Welt“ preist, in der ein Cop an jeder Ecke steht, und trotzdem ist die Furcht untergründig da und allgegenwärtig. „Wir sind eine Nation, die ihre Probleme mit Waffen löst“ – das gilt für sie im Großen wie im Kleinen.

Auch Neil Jordan sieht seinen Film vor dem Hintergrund von 11. September und Irakkrieg. Angst, dass man die Geschichte missverstehen könnte, als Rechtfertigung von Selbstjustiz, hat er nicht. Aber dass der überraschende Schluss sehr lange und kontrovers diskutiert wurde, gibt er doch zu. Wie es endet? Es wäre unfair, das zu verraten.

„Die Fremde in dir“ kommt am 27. September in die deutschen Kinos.

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