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Restaurierung: Ein Zug aus der Vergangenheit

Ein U-Bahn-Zug von 1929/30 hatte am Sonntag in Berlin Premierenfahrt nach seiner Restaurierung. Der letzte Zug dieser Baureihe war im Frühjahr 1975 auf der Linie U 8 unterwegs gewesen.

Alles vorbei, alles vergessen: Die mühsame Suche nach Ersatzteilen, das Entrosten der Stahlträger, das Abschleifen der Hölzer, das Legen neuer Leitungen, das Wickeln von elektrischen Spulen per Hand, das akkurate Anbringen von Schildern. Rund 2500 Arbeitsstunden liegen hinter den rund 20 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Berliner U-Bahn, schätzt Rainer Felkeneyer. Jetzt fährt er wieder – der Zug aus der Vergangenheit. Am Sonntag fanden die ersten offiziellen Fahrten zwischen Alexanderplatz und Friedrichsfelde im Ambiente von 1929/30 statt.

Tiefrote Polster und viel Holz prägen den Innenraum. Alles ist wie früher. Und der Zug schnurrt davon, als sei er nie außer Dienst gewesen. Der letzte Zug dieser Baureihe war im Frühjahr 1975 auf der Linie U 8 (heute Wittenau–Hermannstraße) unterwegs. Einige Wagen hatte die BVG als Reserve für den Notfall erhalten. In den 80er Jahren wurden die meisten aber verschrottet oder verkauft. Die letzten beiden schnappte sich 1991 die Arbeitsgemeinschaft und begann damit, die Wagen in der BVG-Betriebswerkstatt Friedrichsfelde zu restaurieren. Dabei wurde sie von der BVG unterstützt.

Viele, die in der Freizeit an den Oldtimern feilen und schrauben, arbeiten ohnehin bei der BVG. Gefragt sind handwerkliche Fähigkeiten. Und viel Handarbeit. Weil auch immer wieder neue Probleme auftauchten, musste die Premierenfahrt mehrfach verschoben werden. Schon im vergangenen Jahr wollte man kurz vor Weihnachten unterwegs sein, sagte Felkeneyer. Die Züge der Baureihe C waren für die heutigen Linien U 5 (damals E) und U 8 (früher D) entwickelt worden. 120 dieser damals modernsten Fahrzeuge der U-Bahn transportierte die Sowjetunion nach Kriegsende zur U-Bahn nach Moskau, wo die Berliner bis in die 60er Jahre im Einsatz waren. Nur 48 Wagen waren in Berlin geblieben.

Die Arbeitsgemeinschaft hatte sich nach einem langen Anlauf 1982 bei den damaligen Ost-Berliner Verkehrsbetrieben gegründet. 1996 wurde daraus ein eingetragener Verein. Zum Laufen bringen die Mitglieder die alten Fahrzeuge wieder. Nur ein Platz, um sie auszustellen, fehlt. Anders als etwa Stuttgart oder München hat Berlin kein Museum für den Nahverkehr. So sind die Fahrzeuge nur bei Sonderfahrten zu sehen, für die es derzeit aber noch keine Termine gibt. Sie machen allen Beteiligten meist richtig Spaß. Die Arbeit hat sich so gelohnt. 

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