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Dunkle Gedanken. Ron Sexsmith spielt am Mittwoch ab 20 Uhr im Studio des Admiralspalastes, Karten kosten 28 Euro.

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Ron Sexsmith im Admiralspalast: Schmollen als Chance

Der kanadische Songwriter Ron Sexsmith ist ein Meister der Melancholie. Am Mittwoch spielt er im Studio des Admiralspalastes.

Vielleicht geht’s ihm einfach zu gut. So fröhlich, vor lauter Harmonie fast schon kitschig poppig wie auf seinem neuen Album kennt man Ron Sexsmith eigentlich gar nicht. Sollte sich der kanadische Sänger und Songschreiber mit seiner zwölften CD „Long Player Late Bloomer“ endgültig vom melancholischen Trauerkloß zum Gutelaunebär gewandelt haben?

Beim zweiten Hören dann der typische Sexsmith-Effekt: Die Texte sind bitter wie eh und je, handeln von Einsamkeit, unglücklicher Liebe oder verletztem Stolz. Nur hat man’s beim ersten Hören vor lauter scheinbarer Unbekümmertheit gar nicht gemerkt. Der Kanadier, der für seine sensiblen Songs von Kollegen wie Paul McCartney und Elton John verehrt wird, hat ganz offensichtlich seine Fähigkeit weiter perfektioniert, traurige Geschichten als melodiöse Ohrwürmer zu servieren.

Diesen Mittwoch wird er seine neuen Stücke im Studio des Admiralspalastes vorstellen. „Get in Line“ zum Beispiel, einer dieser typischen Sexsmith- Songs, bei denen der Weltschmerz mit einer Prise Ironie gewürzt wird, erzählt davon, dass vor seiner Haustür eine lange Schlange von Leuten darauf wartet, ihm zu erzählen, was er in seinem Leben alles falsch gemacht hat. Und in „Michael and his Dad“ singt Sexsmith von einem alleinerziehenden Vater, der in einer kalten Kellerwohnung mit seinem Sohn lebt und ihm außer Liebe nicht viel bieten kann – inspiriert von eigenen Erfahrungen in Toronto, wo er aus einer kanadischen Kleinstadt hinzog, als sein Sohn zwei Jahre alt war. „Als ich Mitte 20 war und keine Ahnung hatte, ob ich mit meiner Musik je eine Familie ernähren kann, war das sehr frustrierend“, erzählte er dem Tagesspiegel vor einiger Zeit beim Interview in Berlin. Inzwischen ist Sexsmith, dessen Vorfahren britische Kanadier sowie indianische Ureinwohner waren, 47 und kann die Familie ohne Probleme ernähren, auch wenn ihm der große kommerzielle Durchbruch bislang verwehrt blieb.

Den Ruf des Musician’s musician, der vor allem bei Kollegen beliebt ist, wurde er bislang trotz mancher Hits wie der Ballade „Gold In Them Hills“ nicht los. Vielleicht liegt’s daran, dass das, was er macht, eben nur beim ersten Hören Wohlfühlmusik ist. „In den Liedern kann ich Rache für alles nehmen, was mich ärgert“, sagt er. Er habe zwar immer wieder auch gut gelaunte Songs und Liebeslieder geschrieben. Aber der rote Faden bei seinem aktuellen Werk sei das Thema der Enttäuschungen – wobei die beschwingt klingende Musik als Kontrastmittel fungiert. „Humor ist eine gute Verpackung für traurige Gefühle“, sagt Sexsmith. Beim persönlichen Gespräch gibt er allerdings wenig von seinem Innenleben preis. Er erscheint freundlich, umgänglich, aber auch etwas zugeknöpft. „Ich bin kein besonders emotionaler Typ – außer in meinen Liedern“, sagt er. Wenn er sich nicht sicher ist, wie viel dunkle Gedanken er seinem Publikum zumuten kann, schickt Sexsmith die Songs schon mal vorab an Kollegen wie Elvis Costello. Als der ihm sagte, die Lieder seien für ihn trotz der traurigen Texte aufmunternd, war Sexsmith zufrieden.

Bei seinen Konzerten kann es übrigens passieren, dass ihm ab und an mal ein Lächeln übers Gesicht huscht. Das geht aber meist schnell vorbei.

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