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Stadtleben: Sägen ohne Segen – ein Krimi für Abgebrühte

Der Titel ist so schlicht wie grauenerregend: „Die zersägte Frau“. Und Autor Dieter Hombach wirft den Leser sofort schonungslos hinein ins düstere Geschehen.

Der Titel ist so schlicht wie grauenerregend: „Die zersägte Frau“. Und Autor Dieter Hombach wirft den Leser sofort schonungslos hinein ins düstere Geschehen. Im Waldgebiet zwischen Avus und Havel stapft ein Mann umher und geht seine Gräber ab. Hat er die Opfer tief genug verbuddelt? Der Regen lässt ihn zweifeln, und ein einzelnes Bein hatten Wildschweine schon aus dem Boden gewühlt. Statt den Fundort zu sichern, setzt Kommissar Marquard auf Beobachtung, und so geht der Täter schnell ins Netz. Dass er mindestens eine Frau zerstückelt hat, weiß der Leser sehr genau. Denn seitenweise hat er teilgenommen am mühseligen Schlitz- und Sägewerk. Ein sauberer Fall für die Akten, könnte man meinen, denn der Täter ist geständig. Nur behauptet er, „im Auftrag gehandelt“ zu haben. Etwa von jener Person, die ihm die Finger so zugerichtet hat, dass er sie in Handschuhen verbirgt? Wie Marquard will nun auch der Leser die ganze Wahrheit wissen.

Zart besaiteten Naturen ist die weitere Ermittlung nicht zu empfehlen. Denn die Gewalt erschöpft sich nicht in deftigen Prügelszenen, sondern zeigt im Detail, was Menschen anderen antun können. Nur selten darf man aufatmen bei der Jagd nach den Hintergründen. Weder im Prostituiertenmilieu in der Kurfürstenstraße noch jenseits des Südsterns in Neukölln geht es friedlich zu. In knappen Sätzen zeigt Hombach eine Welt voller Abgründe und gönnt dem Leser keinen Lichtblick in der Düsternis.

Zwar hat der Autor seinen Kommissar und dessen Assistenten Rumme mit ein paar Marotten versehen, wirklich sympathisch werden sie dadurch nicht. Einmal schleppt Rumme, erfolgreicher Womanizer, eine Frau aus der Lützow-Bar ab. Warum sie ihm aufgrund seiner nicht eben charmanten Art in die Wohnung folgt, verstehe, wer will. Wieso er sie dann so schlägt, dass sie danach „mit aufgeplatzten Lippen und Blut spuckend“ auf dem Boden liegt, erschließt sich nicht. Der interessant angelegte Plot hätte das Zeug zum guten Psychothriller gehabt. Aber immer, wenn es tiefgründig spannend wird, haut der Autor brutal drauf und zerstört die Fantasie des Lesers, dem es zuletzt egal ist, ob und wie der Kommissar noch büßen muss. Hella Kaiser













— Dieter Hornbach:
Die zersägte Frau. Rotbuch Verlag, Berlin. 313 Seiten, 9,90 Euro.

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