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Winterbadeschiff

© ddp

Saunen: Paradies für Schwitzfiguren

Von Edelstein-Ambiente bis Mitternachts-Aufguss: Berlin hat Saunagängern viel zu bieten – wenn man die richtigen Adressen kennt.

Wie Cleopatra sieht die blaue Büste eigentlich nicht aus. Eher schon wie Tutanchamun, der Pharao. Aber egal: So liebevoll, wie die „Cleopatra-Sauna“ im Al Andalus dekoriert ist, kann man über kleine Detailfehler leicht hinwegsehen. Und Pedanten bleibt immer noch der Wechsel ins Edelstein-Dampfbad oder in die Vulkansauna oder in einen der Whirlpools. Fest steht: Das Neuköllner Al Andalus gehört zu den schönsten und exotischstten Wohlfühlanlagen des Landes.

Berlins Saunalandschaft ist vielfältig – und einige Anlagen sind hochwertig. Das ist bei denen des größten Saunaanbieters der Stadt nicht durchgängig der Fall. An 18 Standorten bieten die Berliner Bäderbetriebe (BBB) Saunen an – mit recht unterschiedlichen Standards. Vielerorts kann man dort, noch besser als an den eigentlichen Schwimmhallen, sehen, wie groß der Sanierungsstau ist, den die BBB inzwischen vor sich hinschieben.

Die drei besten Saunen der Bäderbetriebe finden sich in Lichterfelde, Neukölln und Reinickendorf. Die Saunalandschaft Lichterfelde, im sogenannten Spucki, wurde in den 1990er Jahren komplett saniert und ist entsprechend beliebt. Es versteht allerdings kein Gast, warum es hier, wie im Paracelsus-Bad, nur Tageskarten gibt und keinen preiswerteren Drei-Stunden- Tarif, der für die letzten Stunden bis zur Schließung gilt. Denn so ist es am frühen Abend immer leer. Beliebt sind auch die Saunen im Paracelsus-Bad in Reinickendorf und im Stadtbad Neukölln in der Ganghoferstraße. Am jeweils ersten Freitag im Monat werden in Neukölln die Öffnungszeiten ausgedehnt – die „Mitternachtssauna“ hat entsprechend Tradition. Gefragt ist auch die Sauna im sanierten Schwimmbad am Ernst-Thälmann-Park in Prenzlauer Berg. Die einst geplante Saunalandschaft in der Olympia- Schwimmhalle an der Landsberger Allee steht indes immer noch im Rohbau da.

Ansonsten sind die Saunen der Bäderbetriebe entweder nicht zu empfehlen, nur teilweise benutzbar oder in einem bedauernswerten Zustand. Beispiel Stadtbad Schöneberg: Seit mehreren Jahren ist die Sauna, die im Gegensatz zur sehr schönen Schwimmhalle eher eine Enttäuschung ist, nicht voll funktionstüchtig; für eine Instandsetzung fehlt indes das Geld. Den allgegenwärtigen Standard einer BBB-Sauna kann zum Beispiel im Kreuzberger Spreewaldbad beobachtet werden: zwei Trockensaunakammern, 85 und 95 Grad, zwei kleine Tauchbecken, eine Handvoll Fußbecken und ein Freiluftbereich unterhalb des Görlitzer Parks, das war’s. Stattdessen werden die Gäste per Aushang darauf hingewiesen, dass „einmal die Woche duschen, und das vor dem Saunagang wohl nicht ausreicht“, und dass es zur Vermeidung von lästigem Körpergeruch viele schöne Deodorants in den Drogerien zu kaufen gibt. So wundert es niemanden, wenn die BBB seit Jahren zurückgehende Besucherzahlen in ihren Saunen verzeichnen.

Die privat betriebenen Saunen versuchen sich mit Alleinstellungs-Merkmalen. Das prägnanteste ist die schwimmende Sauna des Winter-Badeschiffs an der Arena in Treptow. Hier gibt es zwar auch nur zwei Trockensaunakammern, aber dafür kann man durch die Fenster auf die Spree blicken – ebenso wie beim Planschen im beheizten Pool. Obendrein ist diese Sauna eine der preiswertesten.

Die Thermen auf dem Dach des Europa-Centers in der City West überzeugen schon allein wegen des Riesenangebots: Zusätzlich zu den sechs Innen- und zwei Außensaunen gibt es neun Tauchbecken und diverse Spielereien wie Entspannungsstrudel und künstlichem Wasserfall. Und wer durch die Schleuse raus ins Außenbecken schwimmt und dann aus dem Wasser steigt, hat einen ausgezeichneten Blick auf die City, inklusive Gedächtniskirche und Zoo. Natürlich haben auch die Bewohner des gegenüberliegenden Hochhauses einen ausgezeichneten Blick auf einen selbst, aber schon nach dem ersten Saunagang fühlt man sich viel zu wohl in seiner Haut, um sich vor irgendjemandem zu genieren.

Zum Sauna-Vergnügen gehört nicht nur die Wahl der richtigen Anlage, sondern auch die Beachtung grundlegender Verhaltensweisen. Besonders wichtig ist beim Saunen die Regelmäßigkeit. Wer im Winter einmal pro Woche zum Schwitzen geht, stärkt sein Immunsystem, durch die künstliche Erhöhung der Körpertemperatur werden nämlich – einem Fieberreiz ähnlich – Viren und Bakterien im Körper abgetötet. Wer aber bloß einmal im Monat in die Sauna geht, überlastet den Körper und fängt sich leicht eine Erkältung ein. Auch wichtig: Vor, während und nach dem Saunen sollte man viel trinken.

Das sind längst nicht alle Gesundheitstipps. Für Einsteiger empfiehlt sich ein Blick ins Internet: Die Service-Seite www.saunasauna.de vermittelt einen guten Überblick. Dort kann man auch Kontakt zu echten Saunameistern aufnehmen, die beantworten gerne Fragen. Zum Beispiel zu Etikette-Regeln: besser angezogen oder nackt in die Sauna? Und wie verhalte ich mich gegenüber unangenehmen Saunagästen? Als da wären: der notorische Handtuch-Vergesser, der den Grundsatz „Kein Schweiß auf Holz“ nicht so ernst nimmt. Der Busen-Glotzer. Und der Selfmade-Saunameister, der stets seine eigenen Aufguss-Lösungen mitbringt und ungefragt verteilt. Die riechen oft abenteuerlich – und ziemlich streng, wenn der Laie das Mischungsverhältnis missachtet. Grundsätzlich gilt aber: In Berlins Saunen trifft man angenehme, weil entspannte Menschen. Und wer nicht alleine hingehen will, findet wiederum auf www.saunasauna.de Hilfe. Die Seite hat nämlich gerade eine „Mitsaunzentrale“ eingerichtet.

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