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Ein Holzturm für Mitte: Der Neubau entsteht an der Chausseestraße.

© Simulation: promo/Ortner&Ortner

Schauspielschule Ernst Busch: Entwurf für den Neubau steht fest

Eine lange Diskussion findet ihr Ende: Nach zwei Anläufen steht ein neuer Entwurf fest für die Schauspielschule Ernst Busch.

Als Erstes fällt der Turm aus Holz ins Auge: Markant springt er aus der Fassade hervor, ein Blickfang, ein Zeichen: Hier steht nicht irgendein Haus. Daneben eine gläserne Kantine, zwischen beiden der Haupteingang. So stellt sich das Charlottenburger Büro Ortner&Ortner den Um- und Neubau der ehemaligen Opernwerkstätten an der Chausseestraße zum Hauptgebäude der Schauspielschule „Ernst Busch“ vor. Der Entwurf gewann kürzlich bei einem Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung den ersten Preis und soll im kommenden Jahr verwirklicht werden.

Damit findet eine lange Diskussion ihr Ende. Denn die „Ernst Busch“, eine der bekanntesten Theaterschulen Deutschlands, wo Henry Hübchen, Fritzi Haberland oder Devid Striesow – um nur einige zu nennen – ihr Handwerk gelernt haben, hat ein Problem: Sie ist dezentral über die Stadt verteilt, das bisherige Hauptgebäude gammelt in Oberschöneweide – zwar in schönster Flusslage, aber eben doch am Rand – vor sich hin, hier wissen die Mitarbeiter manchmal nicht, ob am nächsten Tag die Heizung noch funktioniert. Die Puppenspielkunst ist in Lichtenberg untergebracht, Regie, Tanz und das Studiotheater „bat“ in Prenzlauer Berg. Das Ergebnis: lange Wege für Studierende und Dozenten und viel Frust.

Zwei Verfahren gab es schon, um an diesem Zustand etwas zu ändern. Das erste, 2005, kam nicht über die Besichtigung einzelner Immobilien hinaus, das zweite, 2006/2007 wurde vom damaligen Finanzsenator Thilo Sarrazin wegen Kostenüberschreitung gestoppt. Dieses Mal soll es klappen. Die Opernwerkstätten sind bereits komplett an den Ostbahnhof umgezogen, so dass jetzt vier der fünf Abteilungen der „Ernst Busch“ an der Chausseestraße unter einem Dach vereinigt werden können. Nur das „bat“ muss – aus Kostengründen – bleiben, wo es ist. Rektor Wolfgang Engler hört man trotz dieses Wermutstropfens die Erleichterung deutlich an, sogar übers Telefon: „Wir wurden zwei Mal so schmerzhaft ausgebremst, dass ich mich schon gefragt habe, ob die Stadt überhaupt den Zentralstandort für die Schule will. Über die Jahre macht einen das mürbe. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es diesmal schaffen. Ein drittes Scheitern mag sich niemand vorstellen.“ Er schwärmt von den Schauspielschulen in Zürich, Sydney, Moskau: Wunderbare Häuser seien das, großzügig angelegt, beste Bedingungen.

Zwölf Architekturbüros haben an dem Wettbewerb teilgenommen. Sie standen vor der Aufgabe, das 1943 – mitten im Krieg – begonnene und in den 50er Jahren fertiggestellte Gebäude für die Bedürfnisse der Schule fit zu machen und ihm gleichzeitig einen öffentlichen, repräsentativen Charakter zu verleihen. Das Hauptproblem: Obwohl das Grundstück eigentlich Chausseestraße 28/30 heißt, wird es keinen Zugang von dieser Straße her geben, da das Land als Eigentümer die Fläche geteilt und die Hälfte, die an der Chausseestraße liegt, weiterverkauft hat. Die Erschließung muss also künftig von der kleinen Zinnowitzer Straße aus erfolgen.

Der Turm soll auf die Bedeutung der Schule in dieser zentralen Lage hinweisen. In ihm sind zwei Studiobühnen und eine Bibliothek untergebracht. „Er ist mit Holz verkleidet“, erklärt Projektleiter Tobias Ahlers von Ortner&Ortner. „Damit wollen wir die Bedeutung von Holz im Kulissenbau zitieren. Schließlich handelt es sich hier um ein Theater.“ Rund 16 000 Quadratmeter nutzbare Fläche auf vier Stockwerken sieht der Entwurf vor. Ein kleiner Teil des Gebäudes muss für den Turm abgerissen werden, der große Rest bleibt erhalten.

Da Ortner&Ortner, wie alle Büros, den strikt vorgegebenen Kostenrahmen von 32,5 Millionen Euro nicht eingehalten haben, müssen noch Abstriche an dem Entwurf gemacht werden, manches Dozentenbüro wird wohl dran glauben müssen. 2012 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Wenn es sich der Finanzsenator nicht anders überlegt.

Die Entwürfe sind noch bis Freitag in einer Ausstellung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu sehen. Württembergische Straße 6, Wilmersdorf, Raum 560, 12-18 Uhr, Eintritt frei.

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