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Schweiz

© Davids/Radke

Schweizer Nationalfeiertag: Appetit auf Alpen

Zu ihrem Nationalfeiertag ließ sich die Schweiz nicht lumpen. Tausende Berliner lernten unser Nachbarland vor allem von der kulinarischen Seite besser kennen.

Zum achten Mal waren gestern die Berliner zum „Tag der Schweiz“ eingeladen. Und wie es mittags am Bahnhof Friedrichstraße aussah, haben die Eidgenossen an ihrem Nationalfeiertag mindestens 10.000 Gäste vor dem scheinbar drohenden Hungertod gerettet. Wand sich doch rechts und links des Dorothea-Schlegel-Platzes eine schier endlose Schlange vor den Ständen, an denen sich von 12 bis 15 Uhr der diesjährige Gastkanton Aargau auch kulinarisch vorstellte. Die 70 Jungen und Mädchen von der Berufsschule Aarau, die als zukünftige Köche gestern die 12.000 Portionen Krustenbraten mit Zwetschgenchutney in warme Ciabattabrote packten, haben nicht viel von Berlin gesehen. Sie hatten ja hungrige Hauptstädter-Mäuler zu stopfen.

Ob es dem gastfreundlichen Kanton da gestern gelungen ist, sich dem förmlichen Ansturm seiner hiesigen Gäste auch als die Kulturregion der Schweiz zu präsentieren? Vielleicht – Liebe geht ja durch den Magen. Und der eine oder andere Besucher des Bürgerfestes fand sicherlich nicht nur Geschmack an den gebotenen eidgenössischen Kulinarien wie besagtem Krustenbraten, Birchermüesli, Rüeblidrink, Lindenblüten-Eistee und Trübeli-Sprudel, sondern auch an dem kulturellen Hintergrund des viertgrößten Kantons der Schweiz. Mit etwa 40 Burgen und Schlössern, Klöstern, Museen und Thermalquellen hat der Aargau ein kulturelles Potenzial, dass von der Römerzeit bis in die Gegenwart reicht.

Bis heute kann man Versteinerungen und Haifischzähne aus der Jurazeit finden, also der Zeit vor 200 Millionen Jahren. Archäologisch konnte man sich gestern auch im Aargau-Areal am Bahnhof Friedrichstraße betätigen. Nicht nur Kinder wühlten in einem Riesensandhaufen nach darin versteckten echten 500 Haifischzähnen aus der Jurazeit. Fündige „Archäologen“ wurden süß belohnt – mit einem Ammoniten aus Haselnusslebkuchen.

Auch Aargauer Liegestühle gab es zu gewinnen – sozusagen als Anreiz für die Wellnessoasen der Gastgeber in Baden, Zurzach, Rheinfelden und Schinznach. Und wer gestern noch mehr Glück hatte, fand vor der Bühne einen Platz an einem der Biertische, um bei Flamenco-Musik mit Gitarre und Gesang entspannt die in der Schlange erstandene Mahlzeit zu verdauen. „Was die da singen, klingt ja gut, passt aber nicht gerade in die Schweiz“, moserte der eine oder andere Esser zum Nulltarif – frei nach dem Motto: Undank ist der Welt Lohn.

Heidemarie Mazuhn

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