zum Hauptinhalt
303476_0_03f2f9b0.jpg

© dpa

Spreepark: Inkareich im Plänterwald

Investoren interessieren sich mit konkreten Ideen für den Spreepark. Geht es 2010 voran? Die Zeichen stehen gut.

Die Karussells sind von Efeu überwuchert, das Riesenrad steht seit vielen Jahren still, Rost nagt an der Achterbahn „Spreeblitz“ – aber das schreckt viele Berliner keineswegs ab. Die bizarre Ansicht des seit 2002 geschlossenen „Spreeparks“ im Plänterwald am Treptower Spreeufer lockte auch an den vergangenen Wochenenden jeweils hunderte Neugierige an. Deshalb werden die Führungen übers verwaiste Gelände nun bis Anfang November fortgesetzt. Zugleich sind die Gläubiger des pleitegegangenen Freizeitparks und der Senat bemüht, schnellstmöglich neue Investoren für den attraktiven Standort zu finden. Hoffnungsvoll blicken die Verantwortlichen auf die kommenden Monate. Bis Mitte 2010 könnten die komplizierten Rechts- und Finanzverhältnisse am Spreepark geregelt sein, heißt es. Dann wäre der Weg zum Neuanfang frei.

Mit zwei interessierten Projektentwicklern sind der Bezirk Treptow-Köpenick und der Liegenschaftsfonds des Landes bereits in Verhandlung. Der eine Bewerber hält seine Pläne aber noch strikt geheim. Sicher ist nur: es muss ein Freizeitangebot sein, das schreibt der Flächennutzungsplan vor. Der zweite Interessent wirbt offen für sein Projekt eines „Historienparks“. Die „Kleist Project & Development GmbH“ aus Goldberg in Mecklenburg will versunkene Kulturen wie das Inkareich oder das alte Ägypten „zum Anfassen“ aufbauen – beispielsweise die Grabkammer des Tutanchamun.

Das Bezirksamt hat für dieses Vorhaben „große Sympathien“, doch bislang konnten sich die Mecklenburger Planer wegen der hohen Übernahmekosten und der schwierigen Rechtssituation am Spreepark noch zu keinem Entschluss durchringen. Eine wichtige Hürde wird ihnen aber nun voraussichtlich das Finanzamt Treptow-Köpenick aus dem Weg räumen. Es hat beim Amtsgericht die zwangsweise Versteigerung des Erbbaupachtvertrages beantragt, den der zahlungsunfähige einstige Betreiber des Spreeparks, Norbert Witte, mit dem Land abschloss, als er den zu DDR-Zeiten gegründeten Freizeitpark 1991 übernahm und neu eröffnete. Nur die Finanzbehörden können eine Zwangsversteigerung dieses Vertrages durchsetzen. Sie wollen damit Wittes Grundsteuerschuld eintreiben. Diese soll rund 100 000 Euro betragen.

Um Witte Planungssicherheit zu geben, garantierte man ihm 1991 im Rahmen des Erbbauvertrages gegen eine Pacht die jahrzehntelange Nutzung. Der Grund und Boden gehört dabei weiter dem Land Berlin. Nach der Pleite erwies sich dieses Konstrukt jedoch als Hindernis. Nun hatte die Deutsche Bank keine Chance, die ihr zustehenden Schulden in Höhe von rund zwölf Millionen Euro durch einen Zwangsverkauf des Geländes einzutreiben. Jeder Investor musste deshalb zuvor Wittes Vertrag mitsamt der Schulden übernehmen – zumal die Bank offenbar kompromisslos war.

Nun aber stehen die Banker unter Druck, sich vor der Zwangsversteigerung mit interessierten Investoren zu einigen. Pokern sie zu hoch, müssen sie ein niedrigeres Gebot für den Vertrag, das zum Zuge kommt, akzeptieren. Ein Auktionstermin steht noch nicht fest. Im Senat ist man aber optimistisch, „dass es bis Mitte 2010 klappt.“

Unterdessen feierten die jetzigen Besucher des Spreeparks bei den Führungen über das verwunschene Gelände ein rundes Jubiläum: Vor 40 Jahren, am 4. Oktober 1964, wurde der Rummelplatz in der DDR als „Kulturpark Plänterwald“ eröffnet. „Das ist ein Stück deutsch-deutsche Vergangenheit,“ sagt der Organisator der Führungen, Christopher Flade. Damit es nicht verloren geht, sammelt er persönliche Erinnerungen an frühere Spreeparkbesuche. Zugesandte Geschichten will er auf seiner Internetseite veröffentlichen.

www.berliner-spreepark.de, Führungen beginnen sonntags ab 10, 13 und 16 Uhr sowie in der Herbstferien auch samstags. Infotelefon: 0176 – 83 14 31 38.

 Christoph Stollowsky

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false