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© dpa

 STADTMENSCHEN : Ein Tatort-Kommissar erzählt Geschichten aus der Küche

„Kochen ist Krieg“: Gregor Weber arbeitet zwar nicht mehr als Koch, hat aber ein Buch über Profiküchen geschrieben.

Der Mann ist Hauptkommissar, hat aber trotzdem kein richtig geregeltes Einkommen: Tatort-Schicksal. Gregor Weber, als Stefan Deininger der ewig stinkstiefelige Assistent des Saarbrücker Ermittlers Franz Kappl, kam mit ein oder zwei Sendungen pro Jahr nicht wirklich über die Runden. Der heute 39-jährige Saarländer hatte sich mehr Angebote erhofft, als er 1999 nach Berlin umzog. In Geldnot heuerte er als Küchenhilfe im Restaurant „Majakowski“ an, dessen Chef ein Herz für mittellose Künstler hat – und beschloss wenig später, den Kochberuf professionell zu lernen, im „Vau“, wenn schon, denn schon. Heute arbeitet er zwar nicht mehr als Koch, hat aber ein Buch über Profiküchen geschrieben: „Kochen ist Krieg“.

Weber hat das Schauspielern gelernt, war im Fernsehen beispielsweise der Sohn des kleinkarierten, von Gerd Dudenhöffer gespielten Saarländers Heinz Becker. Von dort draußen erreichte ihn 2001 auch das Angebot, dem neuen Saarbrücker Tatort-Kommissar Max Palü zur Hand zu gehen, doch sonst kam wenig. Sein Freund Florian Löffler, damals Küchenchef im „Vau“, ebnete ihm den Weg, zwei Jahre als Praktikant in der Küche zu arbeiten, um sich dann zwei Jahre später zur IHK-Prüfung zu melden, ohne Ausbildungsvertrag, ohne Berufsschule.

Irgendwie ging das gut, die Prüfung gelang, auch wenn er dem Prüfer im Stress den Satz „Für sone Scheißfragen hab ich jetzt keine Zeit“ hinfeuerte, statt brav Auskunft über die Arbeitsschritte zu geben. „Lehrlinge von Sterneköchen haben es oft schwerer in der Prüfung“, weiß er heute, denn Originalfassungen bürgerlicher Gerichte sind ihnen kaum vertraut.

„Kochen ist Krieg“ (Piper, 19,95 €), das Buch, das auf der Grundlage seiner Erfahrungen entstand, enthält keine Schockgeschichten über Drogen & Sex im Lagerraum, sondern ist eine Hommage an den Beruf. Weber hat die Kapitel mit Ausnahme der einleitenden Ausbildungserlebnisse erst nach der Prüfung recherchiert, er war in der Küche eines Kreuzers der Bundesmarine, hat seinem Freund Löffler beim Restaurantaufbau in der mecklenburgischen Provinz geholfen, Berliner Szenelokale durchquert und beim Drei-SterneKoch Christian Bau im Saarland Heimatgefühle reaktiviert – die Basis von zehn Kapiteln, die ein internes Panorama deutscher Küchen zeigen, wie es einem Journalisten kaum je zugänglich wäre. „Ich bin ja auch kein Restaurantkritiker“, sagt er, „dafür fehlen mir einfach die Erfahrungen.“

Kochen ist Krieg? So schlimm kommt es nicht, auch wenn Weber auf dem Buchcover das ganz große Messer zückt. Es handelt sich einfach um einen Köche-Schnack, was die Jungs so reden, wenn nachts geputzt wird. Weber, verheiratet, zwei Kinder, will sich nun stärker aufs Schreiben verlegen, hat den Traum von den großen Rollen beerdigt. Wenn ihn das Heimweh umtreibt, dann tröstet ihn der „saarländische Adventskranz“: eine Lyoner Wurst im Ring und vier Flaschen Pils. Bernd Matthies

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