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Vor- u. Frühgeschichte

© Helmut Caspar

Steinzeit-Berlin: Jagen, sammeln, Familien gründen

Das Steinzeit-Berlin war vor 12.000 Jahren nicht sehr groß - aber die Lebensbedingungen für unsere Vorfahren waren günstig. Sie lebten in Hütten, jagten Rehe, Elche und Hirsche oder fingen Fische in den zahlreichen Seen.

Berlin vor 12.000 Jahren muss man sich als ein fruchtbares Waldgebiet vorstellen. Die Eiszeit war vorbei. Mammuts gab es schon lange nicht mehr. Die sind wohl so um 14.000 vor Christus in unserer Gegend ausgestorben. Auch die Rentiere waren in den Norden verzogen. Stattdessen liefen Rehe, Auerochsen, Elche und Hirsche durch die Mischwälder. Weil aber das Klima langsam wärmer und feuchter wurde, schwollen auch die Seen an.

Der damalige Berlin-Bewohner, ein homo sapiens sapiens, vom Aussehen seinen heutigen Nachfahren sehr ähnlich, lebte in Jurten oder Hütten und ging auf die Jagd, nach allem, was ihm so vor den Speer lief. Weil das Wild schon damals sehr scheu war, blieben ihm auch die Menschen auf den Fersen und bewohnten ihre Siedlungen nur saisonal.

Wegen der vielen Seen betätigte sich der Ur-Berliner aber auch als Angler, baute einfache Boote. Zunächst gab es Harpunen mit Widerhaken und einem Seil, so dass der Fisch an der Strippe zappelte. Später wurde der Angelhaken erfunden, geschnitzt aus Knochen oder Horn.

In Pritzerbe im Havelland wurde ein steinzeitlicher Angelhaken aus Hirschgeweih gefunden. In Friesack entdeckten Archäologen Reste des weltweit ältesten Fischernetzes (circa 9000 Jahre alt). Meist wurde damals der Hecht gejagt. Gelebt hat der Steinzeit-Berliner also ähnlich wie die Ureinwohner Nordamerikas.

Zum Fleischgericht konnten jetzt Pilze, Knollen und Beeren serviert werden. Die Speer-Klingen für die Jagd wurden feiner. Pfeil und Bogen verbreiteten sich. Der Steinzeit-Berliner wurde mit den Jahren langsam sesshaft, brauchte aber noch einige tausend Jahre, um sich richtig heimisch zu fühlen im Urstromtal der Spree.

Die Einwohnerzahl des Steinzeit-Berlins war nicht sehr groß. „Im gesamten Gebiet des heutigen Deutschlands lebten damals rund 10 000 Menschen“, sagt Sabine Eickhoff vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege. Das Jagen im Wald sei viel schwieriger gewesen als in der eiszeitlichen Tundra. Die Menschen lebten in kleinen Gruppen zusammen, vielleicht drei oder vier Familien, mehr konnten – trotz der objektiv günstigen Bedingungen – nicht ernährt werden. Aber es reichte immerhin, um sich die Kleidung mit durchbohrten Muscheln oder Schneckenhäusern zu verzieren und den Verstorbenen Grabbeigaben mit auf den Weg zu geben.

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