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Strandbad Müggelsee: Zurück zur Riviera des Ostens

Das Strandbad Müggelsee wird am Samstag 100 Jahre alt – und bröckelt vor sich hin. Gebadet wird hier trotzdem, aber der Geburtstag wird glanzlos. Der Bezirk hofft auf eine bessere Zukunft: Ein Investor soll her. Dabei hat man einen Interessenten gerade erst vergrault.

Keine Party, kein Tamtam. Es wird ein glanzloser Geburtstag am heutigen Sonnabend, wenn das Strandbad Müggelsee 100 Jahre alt wird. So glanzlos, wie die bröckelnde Schöne seit Jahren am Ostufer liegt und auf Investoren wartet. Die Badegäste kommen trotzdem in ihr Strandbad, immerhin stimmt das Wetter und der Eintritt ist frei. Auch am Samstag werden die Besucher im Sand liegen und sich an die Zeiten erinnern, als die zum Teil denkmalgeschützte Anlage noch „Riviera des Ostens“ genannt wurde. Zu diesen glanzvolleren Zeiten will der Bezirk zurück und sucht einen Investor für einen Neustart.

„Das Bad soll gehobenes Strandbad werden, kulturelles Zentrum mit guter Gastronomie, bei gutem Wetter Treffpunkt des ganzen Bezirks“, sagt Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD). Ein schönes Ziel, doch zur Riviera ist es noch ein weiter Weg. Die Anlage muss für mehrere Millionen Euro denkmalgerecht saniert werden, der Putz bröckelt von den Wänden, Fliesen sind abgefallen, aus den Duschen kommt kein Wasser, die Uferkante ist brüchig. Derzeit prüfe man mit dem Senat, was dort baulich überhaupt machbar ist, um mit diesen Informationen eine europaweite Ausschreibung zu starten. Weil das Bad im Wasserschutzgebiet liegt und nebenan Brunnen der Trinkwasserversorgung liegen, dürfe beispielsweise kein Neubau errichtet werden, sagt Igel, Veranstaltungen im Außenbereich seien nur „in Maßen“ und ohne Bühnen möglich. Noch in diesem Jahr soll die Ausschreibung beendet werden. Eigentümer des Bades sind die Berliner Forsten. Sobald das Areal an den Bezirk übertragen ist, wolle man das Gebäude per Erbbauzins verpachten und über das Außengelände selbst verfügen, sagt Igel. Der Eintritt soll weiterhin frei bleiben, Geld müsse der Investor dann mit Gastronomie, der Sauna, Veranstaltungen verdienen.

Genau genommen wird das Bad, wie es heute steht, erst 83 Jahre alt. Die ersten, teils hölzernen Gebäude der „Freibad Müggelsee GmbH“ aus dem Jahr 1912 brannten in einer heißen Septembernacht im Jahr 1928 nieder. Bis 1930 entstand der Betonneubau der Architekten Martin Wagner und Friedrich Hennings mit der 160 Meter langen Terrasse. In den 50er und 70er Jahren wurde das Bad mit Kegelbahnen und Sauna ausgestattet, der Gastronomiebereich erweitert. Als die Bäderbetriebe es 2006 aus wirtschaftlichen Gründen schließen wollten, übernahm es der Bezirk und bekam Hilfe vom Verein „Bürger für Rahnsdorf“. Derzeit ist das Bad ganzjährig von 9 Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet, um Sauberkeit und Sicherheit kümmern sich sogenannte Bürgerarbeiter, öffentlich geförderte Langzeitarbeitslose. Am Imbiss gibt es Bockwurst und Suppe, im Laden Gummiboote und Badehosen. Radfahrer und Wanderer stoppen gerne auf ihren Touren. An schönen Wochenenden kommen 6000 Besucher, im ganzen Jahr 110 000. Neben dem Bad gibt es Surfschule und Bootsverleih.

Kehrt der Charme der 20er Jahre zurück?

Bürgermeister Igel möchte das Bad am liebsten wieder im Charme der 20er und 30er Jahre erstrahlen sehen, aber einem neuen Investor will er so wenig Auflagen wie möglich machen. Dabei schien bereits ein Interessent gefunden. Die Schöneicher Firma „Kühne Pool & Wellness“ wollte das Konzept vom Verein „Bürger für Rahnsdorf“ und mehrerer Ingenieure umsetzen, das Bad sanieren, ohne viel zu verändern. In den „Würfel“, in dem zu DDR–Zeiten eine Disko war, sollte eine Poollandschaft entstehen, das Gebäude und die nebenan gelegene Sauna mit dem Haupthaus verbunden werden.

Doch der Investor sei abgesprungen, sagt Igel, nachdem er ihm im Dezember von sämtlichen Widrigkeiten und einer erforderlichen europaweiten Ausschreibung erzählt habe. Ein Bezirksamtsbeschluss, wonach nur mit Kühne verhandelt werden sollte, sei im Sommer rückgängig gemacht worden. „Wir haben im Mai die Zusage bekommen, Events geplant, Personal eingestellt“, sagt der damalige Investor Sven Kühne. Dann habe es Probleme bei der Übertragung des Areals an den Bezirk gegeben und Genehmigungen hätten gefehlt. Der Unternehmer, der fast acht Millionen Euro investieren wollte, kündigte an, den Bezirk auf Schadenersatz verklagen zu wollen. An der Ausschreibung will er sich nicht beteiligen. „Eine Blamage“, sagt Gion Voges vom Verein „Bürger für Rahnsdorf“, der Investor sei veräppelt worden. Das Konzept stehe noch. Nicht zum Zug kam damals auch der Kreuzberger Architekt Gilbert Wilk. „Wir verfolgen die Ausschreibung gespannt“, sagt er.

So etwas wie eine Geburtstagsfeier soll die bröckelnde Schöne aber doch noch bekommen. Nachträglich, am 23. Juni, will Voges am Müggelsee-Strand Sportvereine gegeneinander antreten lassen, Kinder sollen sich mit einem Motorboot auf der Plastikbanane über den See ziehen lassen. Ohne Musikprogramm. „Schlicht, wie es da hingehört“, sagt Voges, "Ohne Tamtam."

Viele Berliner Freibäder bleiben zu
Trotz des Frühsommers sind noch neun Freiluftbäder geschlossen – am Sonnabend öffnet nur das Sommerbad Neukölln. Danach geht es stückchenweise weiter, sieben weitere sollen am 6. Juni folgen, das Strandbad Tegel erst am 10. Juni. „Wir öffnen die Sommerbäder bedarfsgerecht“, sagte ein Bädersprecher.
Durch den kühlen Wind würden Besucheranstürme ausbleiben, Pfingsten werden es 23 Grad. Die Bäderbetriebe würden mehr verdienen, indem sie manche Hallenbäder offen ließen, wo abends die Berufstätigen schwimmen gingen. Man sei aber flexibel. So sei das Außenbecken in Spandau Süd bereits am 28. April statt wie geplant am 12. Mai geöffnet worden.

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