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Alle am Fluss. Die Bar Capital Beach an der Spree hat bereits geöffnet, bei Sonnenschein machen es sich dort hunderte Menschen in den Liegestühlen bequem.

© ddp

Strandbars: Berühmter ist nur die Copacabana

Die Strandbars der Stadt haben sich zusammengeschlossen und rufen den „Summer of Berlin“ aus. Tourismuswerber wollen sie weltweit vermarkten – von Wien über Tel Aviv bis Tokio.

Sie haben einen griffigen Namen gesucht. Für das, was Berlin diesen Sommer erwartet: nicht nur die Hitze, die sich hoffentlich bald einstellt, sondern auch die vielen Partys, die Festivals, das Faulenzen in der Sonne, am besten in einem Liegestuhl mit Blick auf die Spree.

Es sollte ein Name sein, den man überall versteht, in Europa, in Amerika, in Japan, und der Menschen neugierig macht, womöglich zu einer Reise animiert. Das Ergebnis klingt nicht sonderlich originell, aber eben griffig: „Summer of Berlin“.

Als sich die Chefs der großen Strandbars am Donnerstag auf dem Partyschiff Hoppetosse zum Gruppenfoto aufstellen, braucht es noch ein bisschen Fantasie, um sich auszumalen, wie er denn werden soll, dieser „Summer of Berlin“. Die Sprecherin der Strandbar Mitte trägt Schal, ihr Kollege vom Yaam steckt seine Hände in die Hosentaschen, der Mann vom Badeschiff behält seine wärmende Lederjacke lieber an. Einige Bars haben bereits geöffnet (siehe Kasten), bei anderen laufen die letzten Vorbereitungen für den Saisonstart am 1. Mai.

Das Motto „Summer of Berlin“ hat sich ursprünglich die Music Commission ausgedacht, auch die Stadtwerber der Berlin Tourismus Marketing sind begeistert. Deren Chef Burkhard Kieker steht heute an Deck der Hoppetosse, um allen Strandbar-Betreibern den Rücken zu stärken. Sie haben es nicht leicht, sagt er, denn viele können ihren Grund am Spreeufer nur als Zwischennutzung pachten und müssen regelmäßig um die Verlängerung der Verträge kämpfen. Der Funkpark an der Nalepastraße musste bereits schließen, die Bar25 ist seit Jahren bedroht, kann nun aber noch mindestens eine Saison weitermachen. Das Yaam ist in 15 Jahren sechsmal umgezogen, der aktuelle Vertrag gilt immer nur für sechs Monate. „Ein bisschen Planungssicherheit würde uns das Leben stark erleichtern“, sagt der Sprecher, und Burkhard Kieker nickt ihm zu.

Der Marketing-Experte kann auch begründen, warum die vielen kleinen Bars entlang der Spree so enorm wichtig sind für die Stadt. Dazu zitiert er seinen Lieblingsartikel aus dem „Time Magazine“ vom vergangenen November. In dem stand der schöne Satz: „Berlin ist Europas Hauptstadt der Coolness.“ Und das, sagt Kieker, liege doch augenscheinlich nicht an der Museumsinsel, sondern an dem Flair, zu dem die Strandbars entscheidend beitragen. Der Chef der Berlin Tourismus Marketing fliegt demnächst nach Wien, Tel Aviv, Schanghai und Tokio, um überall Werbung zu machen für den „Summer of Berlin“ – und da werde er auch auf die Strandbars hinweisen, sagt er. Außerdem hat er einen Plan: Übernächste Woche hat sich Burkhard Kieker mit den Wirtschaftsstadträten sämtlicher Berliner Bezirke zu einer Schifffahrt verabredet. Dazu will er nun auch einige Strandbar-Betreiber einladen, damit sie die Politiker in aller Ruhe auf das Problem der Zwischennutzungen ansprechen können. „Die können nicht fliehen“, verspricht Kieker.

Rund 30 Strandbars gibt es nach Auskunft der Clubcommission. In die Quere komme man sich aber nicht, sagt Gerke Freyschmidt vom Kiki Blofeld – weil jeder Laden seine eigene Zielgruppe habe, da gebe es kaum Konkurrenz. Außerdem unterscheiden sich die Bars durch besondere Aktionen und Thementage: Der Bundespressestrand richtet Anfang Mai die Internationale Grill- und Barbecue-Meisterschaft aus, das Yaam plant ein dreitägiges Musikfestival zum Karneval der Kulturen vom 21. bis 24. Mai, der Oststrand veranstaltet Ende Juli seine Völkerballmeisterschaft.

Das spektakulärste Programm hat dieses Jahr Björn Döring vom Badeschiff zu bieten. Am 1. Mai ist Eröffnung, bereits am Vorabend ist ein Konzert der Mediengruppe Telekommander geplant. Die Sensation steht in der zweiten Septemberwoche an: Dann kommt Damon Albarn, Chef der britischen Bands Blur und Gorillaz, nach Treptow – und bringt eine Reihe internationaler Popstars mit, deren Namen bis zuletzt geheim gehalten werden sollen. Das Festival heißt „Africa Express“ und folgt einem Konzept, das Albarn bereits in Liverpool und beim dänischen Festival Roskilde ausprobiert hat: Er lädt westliche Musiker wie Coldplay und Björk ein und bringt sie auf der Bühne mit afrikanischen Künstlern zusammen, die in ihrer Heimat feste Größen sind, in Europa aber unbekannt. Wann genau das Festival auf dem Arena-Gelände stattfindet, ist nicht klar. Eigentlich wollte sich Döring schon vorige Woche mit Albarns Promoter absprechen, die Aschewolke verhinderte ein Treffen. So oder so werde es ein denkwürdiges Festival, verspricht Döring: In Roskilde war der Starandrang so groß, dass sie Lenny Kravitz nicht mehr auf die Bühne lassen konnten.

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