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Stadtleben: Swingmusiker in Kenia festgenommen

Andrej Hermlin wollte aus dem Land berichten

Der Berliner Swingmusiker Andrej Hermlin ist in der Nacht zum Freitag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi von der Polizei festgenommen worden. Offenbar werden ihm und einem weiteren Deutschen sowie einer Niederländerin „terroristische Umtriebe“ vorgeworfen. Nach Angaben der Zeitschrift „Super Illu“ war Hermlin in dem ostafrikanischen Krisenland unterwegs, um für das Blatt eine Reportage über die dortigen Zustände zu schreiben.

Der Sohn des 1997 verstorbenen Lyrikers Stephan Hermlin ist seit 2001 mit einer Kenianerin verheiratet. Die konnte Berichte über die Festnahme und deren Umstände gestern nicht bestätigen: „Das stimmt nicht“, sagte Joyce Hermlin am Abend in Berlin. Ihren Angaben zufolge war der 42-jährige Swingmusiker erst am Montag nach Kenia geflogen, wo sich das Paar gemeinsam seit langem für die Verbesserung der Lebensbedingungen einsetzt, vor allem im Heimatdorf der jungen Frau. Dort hat die Familie, zu der die Kinder David und Rachel gehören, ein Haus.

In Pankow wohnen die Hermlins in der Hermann-Hesse-Straße in dem Haus, in dem der Swingmusiker auch seine Kindheit verbracht hat. Am Telefon wirkte Joyce Hermlin gestern Abend sehr gefasst.

Das Auswärtige Amt hat die Festnahme zweier Deutscher bestätigt. Die beiden seien offenbar am Flughafen kurz vor ihrer Rückreise aufgehalten worden, hieß es. Zu möglichen Gründen für das Vorgehen der kenianischen Polizei äußerte sich das Auswärtige Amt nicht, die deutsche Botschaft in Nairobi stehe aber mit den örtlichen Behörden in Kontakt und bemühe sich um eine schnelle Freilassung.

Eigentlich hätte Hermlin gestern nach Berlin zurück kommen müssen – um 15.30 Uhr steht er heute mit seinem Swing Dance Orchestra in der Philharmonie auf dem Programm – ein „Happy New Year Swing Concert“ sollte es werden. Ob daraus etwas wird, blieb gestern im Gespräch mit der Ehefrau des Bandleaders offen. „Er ist nicht der einzige Musiker“, äußerte sie sich diplomatisch. Mehr wollte und konnte sie gestern nicht zum Sachverhalt sagen – auf ausdrücklichen Wunsch der Botschaft. hema/Reuters

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