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© Doris Spiekermann-Klaas

SXSW-Festival: Bar 25 in Texas: Botschaft mit Bulette

Berliner Labelchefs und Bands sind nach Texas gereist, um auf dem SXSW-Festival für ihre Stadt zu werben. Auch die Köche der Bar 25 geben dort ihr Bestes. Im Mai öffnet ihre Strandbar wieder an der Spree.

Gut sieht sie ja aus, findet Jill aus New York. Und auch ihre Kollegin Talya ist beeindruckt vom zarten Hellgrün der zu Schaum geschlagen Gurken-Joghurt-Suppe. „But why not hot?“ Warum ist sie kalt? Weil Phillip Patzig und Hayk Seirig es so wollen. Die beiden sind Köche in Berlins angesagtester Strandbar, der Bar 25 – wenn sie denn aufhat. Heute aber sind sie fast 9000 Kilometer von Berlin entfernt und kochen in einer Küche in Austin, Texas. Kalte Gurkensuppe, Berliner Buletten, Schweinebraten und Rote Grütze.

Schuld daran sind vier Buchstaben: SXSW. Sie stehen für „South By Southwest“ – so heißt das große Musikfestival plus angeschlossener Messe, das jedes Jahr im März für Ausnahmezustand in Austin sorgt. Die Stadt ist für ein paar Tage von Hunderten Bands und Tausenden Vertretern der Musikindustrie bevölkert. Auch Berlin präsentiert sich hier als Musikstandort, dieses Jahr so stark wie noch nie – Labelmanager, Künstler und der Sprecher der „Berlin Music Commission“ sind angereist. Nur London hat eine größere Städtedelegation nach Texas geschickt, heißt es. Und weil jemand die Idee hatte, dass auch die Bar 25 zur Musikstadt Berlin gehört, kochen jetzt Phillip Patzig und Hayk Seirig in der Küche des Parksides, einem leicht mexikanisch angehauchten, aber nicht zu schicken Restaurant mit langer Bar und Terrasse im ersten Stock. „Wunderbar – Lunch With The Germans“ heißt die Veranstaltung, ausgedacht hat sich das die „Initiative Musik“, eine Fördereinrichtung der Bundesregierung. Aber das ist Phillip Patzig und Hayk Seirig ziemlich egal, und auch ihrem Begleiter Konrad Lauten; er ist in der Bar 25 für das Menü und für Gästebetreuung zuständig.

Einig sind sich die drei – oder besser: die zwei, denn Patzig macht seinem Namen alle Ehre und will nicht sprechen und auch nicht fotografiert werden – auch darin, dass etwas mit dem amerikanischen Essen nicht stimmt. Fast nur „Burger und Frittiertes“ habe man gesehen. Essen, das grottenschlecht sei, sagt Konrad. Da sei es schon in Ordnung, Köche, die sich mit deutscher Küche auskennen, einzufliegen. Die drei haben allen Grund, selbstbewusst aufzutreten: Gerade wurde bekannt, dass die Bar 25 auch dieses Jahr wieder in der Holzmarktstraße öffnen darf, trotz der Querelen mit dem Grundstücksbesitzer. Im Mai geht es los.

„Lunch with the Germans“ zieht an diesem Tag rund 150 Leute an. Die Idee dahinter: Die Liebe zur deutschen Musik soll auch durch den Magen gehen. Und das klappt am besten, wenn mit der Bar 25 ein echter Mythos des Berliner Nachtlebens ins Spiel kommt. Geschmack plus Legende plus Techno. DJ Heidi, eigentlich Kanadierin, aber eine von Hunderten in Berlin lebenden elektronischen Musikern, steht hinter CD- und Plattenspielern, während um sie herum Wein und Bier zum Schweinebraten serviert werden.

Auch das passt: Das Parkside, in dem an diesem Mittag für drei Stunden lang Berlin gespielt und gefeiert wird, liegt direkt an Austins Ausgehmeile, der 6th Street. Sie ist wegen der SXSW für ein paar Tage für den Autoverkehr gesperrt, Horden von tätowierten, kostümierten, freakigen Jugendlichen und solchen, die nicht erwachsen werden wollen, ziehen vorbei und schauen, was da auf der Terrasse vor sich geht.

Das SXSW, 1987 als Country-Musik-Event gestartet, ist mittlerweile eines der größten Musikfestivals und eine der wichtigsten Musikmessen überhaupt. Berlin präsentiert sich hier nicht nur als deutsche Musikhauptstadt, sondern auch als Zentrum einer so woanders nicht zu findenden Partykultur. Deshalb auch die eingeflogenen Köche, denn nirgendwo zeige sich der Feierwillen so selbstbestimmt und hedonistisch wie in der Bar 25 – so jedenfalls steht es im leicht ironisch angehauchten Magazin, das den deutschen Festivalauftritt in Austin begleitet.

Zur Berlindelegation gehören auch die Labelchefs Christof Ellinghaus von „City Slang“, Marie Clausen von „K7!“ und Thomas Morr von „Morr Music“. Booker Christian Böhm ist mitgereist, weil er sich in Austin Dutzende Bands ansehen möchte – einige davon will er anschließend zu Konzerten nach Berlin laden. Und noch jemand vertritt Berlin auf dem SXSW: Sängerin Krawalla hat einen Auftritt mit ihrem Projekt Räuberhöhle, bei dem sie schrägen Electropunk mit Puppentheater mischt.

Hayk Seirig, Phillip Patzig und Konrad Lauten, die zweieinhalb Köche der Bar 25, wollen übrigens nicht lange am Festivalort bleiben, sondern nach ihrem Kochengagement so schnell wie möglich weg. Der Grund: zu viel Trubel auf der 6th Street.

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