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Moschee

© dpa

Tag der offenen Moschee: Neugierige Blicke unter der Kuppel

Seit zehn Jahren ist der 3. Oktober auch "Tag der offenen Moschee": Hunderte Berliner nutzten die Gelegenheit, um ihre Fragen zum Islam loszuwerden. Offen diskutiert wurde kaum.

Die Frau ist enttäuscht. Im Fernsehen würden die Moscheen so prächtig aussehen. Aber diese hier? Ein paar Tafeln mit Kalligraphie hängen an den Wänden, die Kanzel des Imams ist aus einfachem Resopal. Sie sei extra aus Treptow gekommen, sagt die Frau und stützt sich auf ihren Stock, sie habe so nette türkische Nachbarn, die ihr diese Moschee in Kreuzberg empfohlen haben. Die Abdülmecid-Moschee im zweiten Hinterhof in der Mittenwalderstraße ist eine der 76 muslimischen Gebetsräume in der Stadt, die vor zehn, zwanzig Jahren in ehemaligen Fabriketagen und Werkstätten eingerichtet wurden. 15 von ihnen öffneten heute ihre oft einfachen Stahltüren, um Besucher zum „Tag der offenen Moschee“ einzuladen. Seit 1997 wird dieser Tag bundesweit am 3. Oktober gefeiert.

Etliche hundert Berliner nutzten die Gelegenheit, bei Führungen zaghaft ihre Fragen über den Islam loszuwerden. Wie das mit dem Gebetsteppich sei? Müssen Kinder auch fasten? Warum beten Frauen und Männer getrennt? In der Mevlana-Moschee an der Skalitzer Straße antworten junge Frauen mit langen Mänteln und Kopftuch geduldig. „Wir Frauen haben einen Raum nur für uns.“ Das sei doch toll. „Naja“, sagt ein Mann aus Spandau, der mit Frau und Tochter gekommen ist, „so kann man das natürlich auch sehen.“ Tee oder Gebäck wird nicht gereicht, es ist Ramadan, die Muslime müssen bis Sonnentuntergang fasten. Am Eingang zur Moschee verteilen Frauen rote Rosen an die Besucher. „Vielen Dank für Ihre Offenheit und Gastfreundlichkeit“, steht im Gästebuch.

Dass vorne auf dem Büchertisch eine Schrift von Muhammad Qutb liegt, die auch Osama bin Laden seinen Schülern empfiehlt, fällt niemand auf. Qutb ist Vordenker der ägyptischen Muslimbrüder und kämpfte für die Radikalisierung des Islam und hetzte gegen den Westen. Polygamie findet er gut, ebenso, dass Männer ihre Frauen schlagen. Auf das Buch angesprochen, antwortet der Mann am Büchertisch, dass er sich „mit diesem Schriftsteller leider nicht auskennt“. Burhan Kesici, der Vorsitzende der Islamischen Föderation Berlin, zu der die Mevlana-Moschee gehört, sagt, dass „die Leute diese Bücher doch sowieso lesen“. Da könne man sie auch auf den Büchertisch legen. Das bedeute aber natürlich nicht, dass die Föderation Qutbs Ansichten teile. Eine Kuppel und Minarette wie im Orient bietet die Sehitlik-Moschee am Columbiadamm. Sie gehört zur Ditib, einem Ableger des Religionsministeriums in der Türkei. „Sowas Schönes, da kann Berlin doch stolz sein“, schwärmt eine junge Frau. Na also.

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