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Tagestipp: Sammlung Wagener in der Alten Nationalgalerie

Die Sammlung Wagner wurde der Grundstock für die Nationalgalerie. Das Spannende daran sind für den Künstlerfreund und den Rentner Bilder, die sonst in den Magazinen – fast könnte man sagen im Giftschrank -  schlummern.

Die Sammlung Wagener in der Alten Nationalgalerie? Wagener, ein Bankier, hatte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Gemälde gesammelt und mehr als 150 Bilder Wilhelm I. geschenkt. Das wurde der Grundstock für die Nationalgalerie. Berühmte Bilder sind dabei, C.D.Friedrichs „Einsamer Baum“ oder Schinkels „Gotische Kirche am Meer“. Aber das Spannende sind für den Künstlerfreund und den Rentner Bilder, die sonst in den Magazinen – fast könnte man sagen im Giftschrank -  schlummern. Manche haben einen politischen Sinn, sind Satiren auf die verspießerten Bürger. Aber es werden auch anklagend politische Opfer der Verfolgung der Metternichzeit bei einem Gottesdienst im Zuchthaus gezeigt: Finster lehnt ein Gefangener an einer Säule,  ein alter Mann weint, unfromm lesen zwei Männer, preußische Soldaten halten die Wache.

Erzählende Bilder sind häufig. Die bayrische Folklore gibt einiges her: Hölzerner Balkons und breite Dächer, kernige Männer und Frauen in ihren Trachten,  Bierkrüge schwenkend, im Hintergrund die Alpen. Besonders traulich ist das schön erfundene Mittelalter: Die Frau, die vom Söller der Burg auf den zwischen Felsen tief eingeschnittenen Fluss schaut, bei Mondschein natürlich. Erotik darf nicht fehlen: Beim Sklavenmarkt räkeln sich zwei Sklavinnen mit großen, nackten Busen im Vordergrund, finster blickt der Menschenverkäufer. Manche geschilderten Szenen sind für die Freunde nicht auflösbar, z.B. die so ansehnlich vor Ahasver in Ohnmacht fallende Esther. Der ausliegende Katalog hilft: Er beschreibt die Bilder im  Originaltext von 1861, mit der sie Wilhelm präsentiert wurden, kaum ein Wort von künstlerischer oder malerischer Qualität.

Am Schluss sagt der Rentner: Er sei und bleibe Banause, er liebe diese Bilder mit ihren Erzählungen,  die in Ohnmacht fallenden Esthern, das über alle Maßen kitschige Jesulein, die Gefühligkeit, die Detailversessenheit, die  wilden Alpenlandschaften, sogar den grellen Sonnenuntergang von Kopisch (ja, ja, der mit den Heinzelmännchen zu Köln).

Plümper

Alte Nationalgalerie, Museumsinsel, Die Sammlung des Bankiers Wagener. Bis 8. Januar 2012

Plümper

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